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Sonntag, 16. März 2025

Zurück am Chimborazo

By On März 16, 2025


Riobamba, Ecuador


Am Donnerstagmorgen pünktlich um 8:45 Uhr startete der Bus von Cuenca nach Riobamba. Als Reiseproviant kaufte ich mir am Busterminal in Cuenca noch Bolones - und ich glaube es waren die besten, die ich jemals gegessen habe. Es handelt sich dabei um goldbraun frittierte Kugeln aus Kochbananen, meist gefüllt mit Käse oder Fleisch. Dazu gibt es Sauce und Salat. Der Bus war so gut wie leer, was natürlich ganz angenehm war.


Ankunft in Riobamba - die Stadt des Chimborazo

Nach sechs Stunden kam ich in Riobamba an. Die Stadt liegt stolze 2.750 Meter über dem Meeresspiegel. Der Grund, warum ich hierher wollte, war (wieder einmal) der Chimborazo – mit seinen 6.263 Metern ist er der höchste Berg Ecuadors und der Punkt auf der Erde, der am weitesten vom Erdmittelpunkt entfernt und am nächsten an der Sonne ist (wegen der äquatorialen Wölbung). 


Mein Plan war es ein paar Wanderungen in der Region zu unternehmen. Tatsächlich werden hier viele Erinnerungen wach - ich war nämlich vor acht Jahren schon einmal hier und habe zwei gescheiterte Versuche hinter mir den Gipfel des Chimborazo zu besteigen. Das erste Mal bekam ich ein schlimme Höhenkrankheit und das zweite Mal war die Schneesituation zu gefährlich. Dieses Mal war aber nicht der Gipfel das Ziel, dafür wäre ich sowieso viel zu schlecht akklimatisiert. Ich wollte nur ein paar kleinere Wanderungen in höheren Lagen machen.


Die Besitzerin meiner Unterkunft in Riobamba hieß wieder Miriam - genauso wie die meiner letzten. Und tatsächlich war auch diese Miriam wieder ebenso herzlich und gastfreundlich wie die vorige. Sie lud mich auf Kaffee und Kuchen in ihre Wohnung ein und war auch sonst an Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit fast nicht zu toppen. 


Chimborazo - da bin ich wieder

Am Freitag wagte ich es dann in Richtung Chimborazo. Hier habe ich vor acht Jahren viele Höhen und Tiefen (vor allem Tiefen) erlebt bei den misslungenen Besteigungen. Auch dieses Mal schien mir der Berg leider nicht sonderlich gut gesinnt zu sein. 


Um 8:30 Uhr stand ich am Busterminal von Riobamba. Busse, die nach Guaranda fahren, machen normalerweise im Chimborazo-Nationalpark halt. Davon gibt es aber nur sehr wenige am Tag. Ich fuhr mit der Buslinie „Flota Bolívar“. Die einstündige Fahrt kostete 2,60 USD. Am Nationalparkeingang musste ich mich erstmal registrieren. Dazu sollte man eine Passkopie dabei haben. Bezahlen muss man nichts. Der Eingang befindet sich auf 4.350 m Seehöhe. Den Chimborazo konnte ich nicht sehen. Es war neblig und kalt. Kurz nachdem ich gestartet bin, begann es leicht zu nieseln. Es dauerte nicht lange bis es dann richtig schüttete. Den Aufstieg bei so einem Wetter fortzusetzen war sinnlos. Ich entschied mit stattdessen querfeldein durch die steinige Landschaft wieder nach unten zu gehen. 



Dieses Nutella-Croissant machte meine Regenwanderung etwas erträglicher :D


Irgendwann erreichte ich wieder die Hauptstraße, welche ich entlang wanderte. Nach etwa 30 Minuten kam endlich ein Bus. Ich winkte und er hielt zum Glück an. Es ging zurück nach Riobamba, wo das Wetter um einiges besser war.  Dort gönnte ich mir als kulinarischen Trost ein spätes Almuerzo (Mittagsmenü) in einem kleinen, typisch ecuadorianischen Restaurant, das für seine Meeresfrüchte bekannt ist. Für 4 USD war das ein richtiges Festmahl: eine Meeresfrüchtesuppe, als Hauptgang Meeresfrüchtereis mit reichlich Oktopus, Shrimps, Muscheln, usw. Dazu ein leckerer, frischer Saft. 


Regen, Regen, Regen

Am Samstagmorgen wurde ich schon vom Regen begrüßt, der gegen die Fensterscheibe prasselte. Keine Chance für ein Outdoor-Abenteuer! Plan B war Riobamba ein bisschen zu erkundschaften. 


Sonntag - letzte Chance

Der Sonntag war mein letzter voller Tag in Riobamba. Früh am Morgen stand ich bereits auf auf der Dachterrasse um das Wetter zu checken. Ich war überglücklich, als ich den schneebedeckten Chimborazo zwischen den Woken durchschimmern sah. Die Chance musste ich ergreifen. 


Eigentlich hatte ich mit Jorge von Couchsurfing die heutige Wanderung am Chimborazo geplant. Doch solche Pläne in Kombination mit der lateinamerikanische (Un-)Pünktlichkeit sind oft zum Scheitern verurteilt. Nachdem er mich bereits zwei Stunden warten lassen hatte, war meine Geduld am Ende. Ich schnappte meinen Rucksack und machte mich alleine auf den Weg zum Busbahnhof. Natürlich war es mittlerweile recht spät. Ich hatte ein Riesenglück noch einen Bus in Richtung Chimborazo-Nationalpark zu finden.


Als ich am Nationalparkeingang ankam, waren dort Massen von Menschen. Wahrscheinlich weil Wochenende und noch dazu Ferienzeit war. Ich beschloss mich an der Registrierung vorbeizuschummeln, da ich wirklich keine Lust hatte hier noch viel Zeit mit Anstehen zu verlieren. In dem Gewusel hat das sowieso niemand bemerkt. Bis zum 1. Refugio auf 4.800 m kann man theoretisch noch mit dem Auto fahren - vorausgesetzt man hat eins. Eigentlich wäre ich viel lieber gewandert, aber aufgrund der fortgeschrittenen Zeit war ich super dankbar als mir eine ecuadorianische Familie eine Mitfahrgelegenheit anbot. 


Angekommen beim Refugio Carrel auf 4.800 m Seehöhe traf mich fast der Schlag: Hunderte Menschen. Nichtsdestotrotz startete ich meine Wanderung in Richtung Templo Machay. Es lag frischer Schnee, jedoch waren noch keine Spuren sichtbar. Ich musste mich also auf das GPS meiner Offline-Landkarte verlassen. Kaum zehn Minuten gegangen, schon war ich völlig allein. Es war kein Mensch mehr zu sehen. Faszinierend wie sich die Menschenmassen am Parkplatz drängten und ein paar Schritte weiter sieht man keine Menschenseele mehr.  Nur ich, der Schnee und der Wind - genau mein Ding ;)



Die Route zum Templo Machay war tatsächlich mit 6 Stunden angeschrieben. Ich würde mal behaupten, dass das sehr großzügig berechnet wurde, selbst wenn man im Schneckentempo unterwegs ist. 


Es ging nur sehr langsam voran. Auf knapp 5.000 Metern war die Luft spürbar dünn. Ich schnaufte ordentlich und hatte leichte Kopfschmerzen, was alles normal ist, wenn man auf so einer Höhe nicht gut akklimatisiert ist. Der Weg war ging im Wechsel etwas bergauf und dann wieder bergab. Das Wetter war spektakulär. In einem Moment konnte ich keine zwei Meter weit sehen aufgrund des dichten Nebels, im nächsten Moment zog der Himmel auf und ich sah die schneebedeckten Berge um mich herum. 





Als ich  nach einer Weile Hunger bekam holte ich mir ein Weckerl aus dem Rucksack. Ich dachte ich könnte es - wie ich es so oft mache - während des Gehens essen. Aber irgendwie klappte das mit Kauen und Atmen gleichzeitig auf dieser Höhe überhaupt nicht. Also gab es eine kleine Pause. Das machte aber nichts, da ich sowieso um einiges schneller als geplant war.


Der Templo Machay

Nach gut eineinhalb Stunden kam ich bereits beim Templo Machay an - also um einiges schneller als angeschrieben. Er befindet sich auf etwa 4.700 m über dem Meeresspiegel an der Südflanke des Whymper-Gipfels. Es handelt sich um eine heilige Höhle aus vulkanischem Material der indigenen Inka und Puruhá, die früher für Zeremonien und Opfergaben genutzt wurde. 


Der Eingang des Templo Machay

Im Inneren des Templo Machay


Leicht übermotiviert wollte ich noch ein paar Höhenmeter machen und beschloss weiter aufzusteigen. Nachdem ich dreimal - völlig grundlos - fast abgerutscht wäre, musste ich aber Vernunft walten lassen und umdrehen. Das waren die ersten Anzeichen, für eine leichte Höhenkrankheit und mit dieser ist nicht zu spaßen - das habe ich bereits am einigen Leib zu spüren bekommen. Den Rückweg nahm ich über eine andere Route.


Der Rückwegs


Am späten Nachmittag erreichte ich die Hauptstraße. Ich war bereits über eine Stunde auf der Straße unterwegs, bis endlich ein Bus kam. Ich winkte, doch der Bus rauschte einfach vorbei. Irgendwann kam ein zweiter, welcher auch nicht stoppte. Nun begann es zu regnen. Das war nicht gut. Riobamba lag noch etwa 30 km entfernt. Ich musste es also per Autostopp versuchen. Doch selbst die Autos hielten nicht. Vielleicht wegen der steigenden Kriminalität im Land? Die Sicherheitslage in Ecuador hat sich in den letzten Jahren stark verschlechtert. Mein Optimismus schwand langsam. Der Regen wurde stärker und ich stapfte am Straßenrand entlang. Jedes Mal wenn ich ein Auto hörte, blieb ich stehen und streckte den Daumen raus. Irgendwann hatte ich dann doch noch Glück. Drei einheimische Frauen stoppten und nahmen mich mit nach Riobamba


Ein süßer Abschied

Das war somit wieder einmal ein Tag mit vielen Höhen und Tiefen - wie so oft beim Reisen. Aber ich würde sagen die Höhen übertrumpfen immer wieder die Tiefen. Zurück in meiner Unterkunft wartete schon Miriam. Sie hatte tatsächlich wieder Kuchen gebacken und übergab mir voller Freude ein großes Stück.


Dann hieß es Rucksack packen, denn morgen früh muss ich zurück nach Quito. Übermorgen geht dann um 10 Uhr vormittags mein Flug nach München. Ich kann es kaum glauben, dass diese 5-monatige Reise so gut wie vorüber ist...


Eure Michi :)




=> Hier findest du noch mehr Fotos vom Chimborazo Nationalpark <=




Donnerstag, 13. März 2025

Cuenca - Kolonialer Charme und der atemberaubende Cajas Nationalpark

By On März 13, 2025

 

Cuenca, Ecuador


Von Baños nach Cuenca

Um 8:45 Uhr startete der Bus von Baños nach Cuenca. Laut der Ticketverkäuferin sollte es eine 6-stündige Fahrt werden. Daraus wurden - wie mir eigentlich schon klar war - acht Stunden. Es ging durch eine beeindruckende Andenlandschaft hinauf auf etwa 4.000m Seehöhe. Wir durchquerten einige kleine Bergdörfer, wo man indigene Frauen in ihren bunten Kleidern an den Marktständen beobachten konnte. Wir stoppten mehrmals  und Verkäufer mit Nüssen oder Obstsalaten drängten sich in den Bus. So nervig wie das auch manchmal ist, wenn man Hunger hat ist es auf alle Fälle ganz praktisch. Ich gönnte mir einen großen Obstsalat mit Melone, Ananas, Weintrauben und Mango für 1 USD. 


Ankunft in Cuenca

In Cuenca am Busbahnhof angekommen, wollte ich anfangs den Weg zu meinem Airbnb zu Fuß zurück legen, überlegte mir das aber dann ziemlich schnell anders. Mein Rucksack wurde in den letzten Wochen gefühlt - bzw wahrscheinlich sogar in der Realität - immer schwerer, somit gönnte ich mir den Luxus eines Taxis für 2 USD. 


Meine Airbnb Unterkunft war das Privathaus einer ecuadorianischen Familie. Diese Entscheidung erwies sich als Glücksgriff. Gleich bei meiner Ankunft wurde ich von meiner Gastgeberin Miriam mit einer herzlichen Umarmung empfangen. Ihre Tochter drückte mir einen Tasse Tee in die Hand und sie meinten ich sollte mich wie zu Hause fühlen. Wenig später servierten sie mir sogar noch ein leckeres Abendessen. 


Ich beschloss noch einen kurzen Abendspaziergang durch die hübschen kopfsteingepflasterten Straßen Cuencas zu machen. Es handelt sich hierbei übrigens um die drittgrößte Stadt Ecuadors, die bekannt für ihre koloniale Altstadt ist. 1999 wurde sie zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Die Stadt hat auf alle Fälle ihren Charme. 


Cuenca


Wandern im Cajas-Nationalpark

Am Dienstag machte ich mich gleich frühmorgens auf in Richtung Cajas-Nationalpark. Dort gibt es etliche Wanderwege, die großteils auf über 4.000 m Seehöhe liegen. Der Nationalpark liegt 30 km von Cuenca entfern und zählt über 270 Seen und Lagunen. Zudem ist er bekannt für seine nebligen Hochlandwiesen und bizarren Felsformationen, die der Landschaft eine fast mystische Atmosphäre verleihen. 


Miriam  meinte, dass ich mit einem der Stadtbusse für 30 Cent zum  Haupt-Busterminal kommen könnte. Ich stieg in einen der Busse ein und wollte dem Busfahrer den Fahrpreis bezahlen. Dieser schenkte mir nicht wirklich Beachtung und wirkte relativ mürrisch. Ich beobachtete, dass die anderen Fahrgäste eine spezielle Buskarte hatten. Da ich nicht unbedingt schwarz fahren wollte gelang es mir schließlich einen Passagier zu überreden mir seine Karte zu leihen, um sie an das Entwertungsgerät zu halten. Natürlich gab ich ihm dafür die 30 Cent Fahrpreis in bar. 


Am Busterminal kann man dann eigentlich jeden Fernbus nehmen, der in Richtung Guayaquil fährt, da diese alle durch den Nationalpark fahren. Die einstündige Fahrt kostete mich 3 USD. Nachdem der Bus die Stadt hinter sich ließ, ging es steile Straßen nach oben in eine karge Hochlandschaft. 


Als ich aus dem Bus ausgestiegen war, musste ich feststellen, dass es hier auf über 4.000m schon um einiges kälter war als in Cuenca. Und vor allem, dass auch die Luft recht dünn ist. Ich hatte mir eine recht lange Route ausgesucht, die mich den restlichen Tag beschäftigen sollte. Es waren ein paar wenige andere Wanderer vor Ort, die aber augenscheinlich alle kürzere Routen ins Auge gefasst haben. Somit sah ich fast den ganzen Tag nicht wirklich andere Leute. Wer mich kennt, weiß natürlich, dass ich selten bei einem See vorbeikomme ohne hineinzuspringen. Es war auf alle Fälle ein ordentlicher Frischekick auf dieser Höhe ;)




Als es Zeit für den Rückweg wurde, verließ ich mich dabei auf Maps.me, meine sonst meist zuverlässige Navigations-App. Doch diesmal führte sie mich auf einen nicht mehr existierenden bzw sogar gesperrten Weg. Umdrehen war keine Option, da es schon spät war. Der Weg wurde immer unwegsamer und unübersichtlicher. Doch dann – mitten im Nirgendwo – traf ich auf tatsächlich auf eine deutsche Familie, die genau das gleiche Problem hatte! Gemeinsam kämpften wir uns durch Gestrüpp, sumpfige Wiesen, über Zäune und steinige Abhänge, bis wir endlich die Straße erreichten. Dort kann man dann im Prinzip jeden vorbeifahrenden Bus Richtung Cuenca anhalten und mitfahren. Wir hatten Glück und bereits nach wenigen Minuten sammelte uns einer ein. 


Als ich am Abend wieder in meiner Unterkunft ankam, klopfte es an meiner Zimmertüre. Die liebe Miriam stand mit einer dampfenden Schüssel Linsensuppe davor und reichte mir diese mit einem breiten Lächeln. Unglaublich wie man hier verwöhnt wird!


Tag 2 im Cajas-Nationalpark: Sonnenschein, Freestyle-Wandern und ein Schlammbad

Da mich der Cajas-Nationalpark so begeistert hat, beschloss ich am Mittwoch gleich nochmal dorthin zu fahren. Diesmal habe ich mir eine andere Route herausgesucht. Doch schon nach wenigen Gehminuten warf ich alle Pläne über Bord, da ich andere, spannendere Trails fand. Irgendwann stand ich dann am Cerro de Cajas, ein kleiner Gipfel auf etwa 4.300 m Seehöhe mit einer hammer Aussicht. 





Vom Gipfel aus beschloss ich einfach querfeldein weiterzugehen. Die Hochland-Vegetation machte das Vorankommen unbedingt leicht – manchmal versank ich bis zu den Knöcheln im feuchten Moos oder musste ich mich durch hohe Gräser kämpfen. Irgendwann kam die Sonne heraus. Der Nationalpark ist für sein raues, nebliges Klima bekannt, von daher war es natürlich ein Riesenglück einen strahlend blauen Himmel über mir zu haben. 




Nach einigen Stunden des ziellosen Wanderns kam ich zurück zu einem Weg. Kurz darauf entdeckte ich den perfekten See für eine Abkühlung - dachte ich jedenfalls. Also raus aus den Klamotten und rein in das kühle Nass. Womit ich nicht rechnete war, dass der scheinbare Seegrund nicht fest war. Es handelte sich um einen etwa 50 Zentimeter tiefen Schlammboden. Kaum hatte ich einen Fuß aufgesetzt, versank ich bis zum Knie in der schlammigen Masse - kein sonderlich angenehmes Gefühl. Zum Glück kann ich in solchen Situation gut über mich selbst lachen. Als ich aus dem Wasser kam, war ich jedenfalls nicht sauberer als zuvor *lach*. 


Was wie ein idyllischer See aussieht, entpuppte sich als Schlammbad ;)


Am Donnerstag Morgen verabschiedete ich mich von Miriam und ihrer herzlichen Familie. Schön langsam muss ich wieder zurück in Richtung Hauptstadt reisen. In bereits fünf Tagen ist nämlich schon mein Heimflug. Davor möchte ich noch einen Zwischenstopp in Riobamba für ein paar Tage machen. Die sechsstündige Busfahrt dorthin kostete mich 10 USD. 


Eure Michi :)



=> Hier findest du noch mehr Fotos vom Cajas Nationalpark <=






Sonntag, 9. März 2025

Von Tena nach Baños: Karneval, Wasserfälle und unerwartete Begegnungen

By On März 09, 2025

 

Baños, Ecuador


Zurück in Tena

Am Dienstag bin ich also wieder nach Tena gereist – zurück in das Hostel "Limoncocha", in dem ich schon vor einer Woche war. Ich hatte nun noch einmal drei Nächte dort gebucht. 


In Tena angekommen, wollte ich mir die Beine etwas vertreten. Was ich jedoch nicht bedacht hatte: Es war der letzte Tag des Karnevals! Kaum habe ich das Hostel verlassen, befand ich mich mitten in einer riesigen Schlacht aus Wasser, Schaum und Farbe. Überall standen Menschengruppen mit Wasserkübeln, Spraydosen und sogar mit Eiern und Mehl bewaffnet und boten sich regelrechte Schlachten damit. Je nach Alkoholisierungsgrad kann das manchmal ganz schön ausarten. Einmal konnte ich gerade noch einem Ei ausweichen. Doch zu früh gefreut: Kurz bevor ich das Hostel erreichte, kippte mir jemand einen ganzen Eimer Farbwasser über den Kopf. 


Ausflug zur Laguna Azul 

Nach diesem turbulenten Karnevalstag wollte ich am Mittwoch etwas Ruhe in der Natur genießen. Ich machte ich mich auf den Weg zur Laguna Azul. Man hat mir gesagt, dass es dort super idyllisch sei und es noch dazu jede Menge Bademöglichkeiten gibt - ganz nach meinem Geschmack!

Ich nahm den Bus um 12:30 Uhr, die Fahrt dauerte eine Stunde und kostete 1,50 USD. Am Eingang zur Laguna Azul war eine Eintrittsgebühr von 3 USD fällig. Schien also eine Touristenattraktion zu sein bzw. gewesen zu sein. Von anderen Touristen war nämlich nicht die geringste Spur. 


Bei der Laguna Azul handelt es sich um eine wunderschöne Lagune inmitten des tropischen Regenwaldes. Es gibt mehrere natürliche Becken, die zu einer Abkühlung einladen. Daneben gibt es noch einige Wanderwege.


Laguna Azul bei Tena


Irgendwann kam ich an ein Schild: "Dieser Weg ist nur mit Guide erlaubt". Das klang spannend! Der Weg begann ganz entspannt, entwickelte sich dann aber zu einer richtigen Dschungel-Expedition. Der Pfad wurde immer schmaler, das Dickicht dichter, und der Boden schlammiger. Teilweise versank ich bis zu den Waden im Matsch. Dass ich mit Sandalen unterwegs war, war zum einen natürlich ein Vorteil, denn so ließ sich der Schlamm leichter abwaschen, aber ich machte mir Sorgen, was da so alles kreuchen und fleuchen könnte im Gestrüpp. Der Weg sollte zu einem Wasserfall führen. Doch irgendwann war er so überwuchert, dass ein Weiterkommen unmöglich war. Ich musste wohl oder übel umkehren. Insgesamt war ich bestimmt drei Stunden auf diesem "Weg" unterwegs, ohne letztendlich an ein Ziel zu kommen. Aber wie heißt es so schön? Der Weg ist das Ziel!


Als ich wieder beim Eingang zur Laguna Azul zurück kam, hatte ich einen Bärenhunger. Ich war überglücklich, als ich eine Frau entdeckte, die vor einem Grill stand. Als ich sie fragte, was sie so im Angebot hätte, antwortete sie "Maito de Tilapia".  Das ließ mein Herz natürlich gleich höher schlagen. Es handelt sich hierbei nämlich um das traditionelle Gericht der indigenen Völker im Amazonasgebiet Ecuadors: Fisch eingewickelt in ein Bijao-Blatt und über offenem Feuer gegart. Dazu Salat und Yuca - köstlich! Um 17:30 Uhr fuhr ich mit dem Bus zurück nach Tena. Man sollte sich im Vorhinein unbedingt über die Abfahrtszeiten informieren, denn die Busse fahren nur 2-3 mal pro Tag.


Ein entspannter Donnerstag 

Der Donnerstag stand ganz im Zeichen der Entspannung. Ich spazierte in das Naturreservat in Tena und besuchte dort meinen Freund den Tapir. Ich finde diese Tiere unglaublich faszinierend. Sie sehen ein bisschen aus wie eine Mischung aus Schwein und Elefant, sind aber tatsächlich mit Pferden verwandt. 



Der Tapir hat auch diesmal wieder beschlossen mich zu verfolgen. Da wir uns nun aber bereits kennen, war ich nicht mehr so panisch wie beim ersten Mal *lach*


Weiter geht's nach Baños

Am nächsten Tag ging die Reise weiter nach Baños de Agua Santa – oder einfach Baños. Das hübsche Örtchen ist umgeben von üppigem Grün und jeder Menge Wasserfällen und Schluchten. Die dreistündige Busfahrt (6 USD) war schon ein Erlebnis für sich, vorbei an tosenden Flüssen und tiefen Schluchten. In Baños angekommen, traf ich mich wieder mit Gerald - einem alten Bekannten - um gemeinsam ein paar Wanderungen zu machen. Doch vorher gab es noch ein typisch ecuadorianisches Almuerzo (=Mittagsmenü), welches hier im Land fast überall sehr günstig angeboten wird. Für nur 3,25  USD bekamen wir eine leckere Shrimpssuppe, als Hauptgericht einen Meeresfrüchtereis und dazu frischen Saft.  

Gestärkt machten wir uns auf den Weg zu einigen Wasserfällen, darunter auch die 7 Cascadas. Natürlich durfte ein erfrischendes Bad nicht fehlen.


Siete Cascadas: Das wir war unser Badeplatz ;)


Eine unerwartete Begegnung

Als ich am Samstagvormittag durch das Ortszentrum von Baños spazierte, legte plötzlich jemand hinter mir mit dem Fahrrad eine Vollbremsung hin und rief: "Austria?!" Als ich mich umdrehte konnte ich es kaum glauben: Es war Alex. Er war mein Couchsurfing-Gastgeber, als ich vor acht Jahren schon einmal hier war. Es war ein schönes Wiedersehen und wir beschlossen gleich eine kleine gemeinsame Wanderung zu machen, begleitet von seiner Hündin.  


& noch mehr Wasserfälle 

Am Sonntag startete ich gleich am Morgen zu einer weiteren Erkundungstour. Das Wetter war perfekt: blauer Himmel und Sonnenschein. Ich hatte keine genau Route im Kopf, sondern wanderte einfach drauf los. Irgendwann kam ich zu den Wasserfällen Cascadas de Illuchi. Es ist wirklich interessant, denn hier war ich wieder einmal mutterseelenallein unterwegs, während sich im Zentrum von Baños Unmengen von einheimischen Touristen tummeln. Aber die bevorzugen eher Ausflugsziele, die mit dem Auto erreichbar sind . 



Cascadas de Illuci


Im Endeffekt war ich den ganzen Tag unterwegs und habe viele super schöne Fleckchen entdeckt. 


Blick auf den schneebedeckten Tungurahua mit seinen 5.023m 


Die tiefen Schluchten von Baños


Morgen, am Montag, geht es weiter nach Cuenca. Das wird wohl wieder eine längere Busfahrt werden. Ich kann es kaum glauben, dass mir nur noch acht Reisetage in Ecuador bleiben, dann geht es schon wieder zurück nach Hause. 


Hasta luego!


Eure Michi :)




=> Hier findest du noch mehr Fotos von Tena <=






Mittwoch, 5. März 2025

Das Leben auf einer Kakaofarm im Amazonasgebiet Ecuadors

By On März 05, 2025

 

Ahuano, Ecuador

Von Misahuallí zur Kakaofarm

Der letzte Mittwoch begann grau und nass. Ich wartete in meiner Unterkunft in Misahuallí noch bis Mittag, bis der ärgste Regen vorüber war. Dann machte ich mich auf in Richtung Kakaofarm, wo ich die nächsten Tage gegen Kost und Logis arbeiten werde. Zuerst musste ich zu Fuß zum Strand von Misahuallí. Dort am Flussufer des Rio Napo stehen immer einige motorisierte Kanus parat. Für 50 Cent bringen sie einen auf die andere Seite des Flusses. Dort angekommen, stand ich vor der Wahl: eine halbe Stunde laufen und dann den Bus nehmen oder direkt ein Taxi. Da es noch immer leicht regnete und die Wege super matschig waren, entschied ich mich für die bequemere Variante. Für 8 Dollar brachte mich der Taxifahrer nach Punta de Ahuano. Hier musste ich mir nochmals ein Kanu suchen. Die Kakaofarm liegt nämlich auf einer Art Insel zwischen zwei Flüssen und ist somit nur über den Wasserweg erreichbar. 


Angekommen im Dschungel

Bereits als ich die ersten Schritte auf die Kakaofarm setzte war mir klar: Dieser Ort ist etwas ganz Besonderes - so abgeschieden und umgeben von diesem dichtem Dschungel. Neben den Kakaobäumen wachsen hier noch Orangen-, Litschi-, Papaya-, Guaven- und Zimt-Bäume. Zudem Bananenstauden, hohe Palmen und noch vieles, vieles mehr. 


Kakaofrüchte

Auf der Kakaofarm "Isla Cacao Wasi" in der Nähe von Ahuano verbringe ich eine Woche


Cäsar und Magdalena, die Inhaber der Farm, kamen mir entgegen. Sie gehören dem Kichwa-Stamm an und waren mir vom ersten Moment an sehr sympathisch. Die beiden sind schon fast 70 Jahre alt, was man ihnen aber nicht wirklich ansieht. Der gesunde und stressfreie Lebensstil hier hat wahrscheinlich viel dazu beigetragen. Gemeinsam mit ihren zwei jüngsten Töchtern Anna und Selly wohnen sie hier. 


Das Herz der Farm ist eine Holzhütte mit Grasdach auf Stelzen – einfach, aber gemütlich. Es gibt Strom, aber kein fließendes Wasser. Um sich zu waschen nutzt man das Regenwasser, das in Tonnen gesammelt wird oder man geht zum Fluss. Zur Zeit  ist das Flusswasser aber ziemlich trüb und schlammig wegen des Regens. Meine Arbeit sollte es sein bei der Kakao-Ernte zu helfen. Zudem empfangen sie immer wieder Touristengruppen, die Führungen über die Kakaoverarbeitung erhalten. Falls diese kein Spanisch sprechen wäre es meine Aufgabe zu übersetzen. 


Der "Küchenherd"


Der Kakaoprozess

Ich habe meine erste Nacht im Dschungel super gut geschlafen mit all den Urwaldgeräuschen um mich herum. Gleich am Morgen zeigte mir Cäsar wie die Kakaobohnen verarbeitet werden. Zuerst werden die reifen Kakaofrüchte geerntet. Je nach Sorte sind die reifen Früchte gelb, orange oder rot. Mithilfe einer Machete wird die harte Schale der Frucht geöffnet. Darin befinden sich die Kakaobohnen, umhüllt von einer weißen, saftigen Pulpa. Diese Pulpa kann man roh essen und schmeckt überraschend süß und fruchtig. Im nächsten Schritt werden die Bohnen samt der Pulpa auf einen Haufen gelegt und mit Bananenblättern bedeckt. Hier beginnt die Fermentation. Während der nächsten Tage entwickeln sich durch Mikroorganismen die ersten Aromen, die später den typischen Schokoladengeschmack ausmachen. 


Die Kakaofrüchte wachsen direkt am Stamm des Kakaobaums

Eine geöffnete Kakaofrucht. Hier sieht man die weiße Pulpa, welche die Kakaobohnen umhüllt


Die Fermentation dauert etwa 3–7 Tage, dabei wird die Pulpa von  Mikroorganismen zersetzt. Danach werden die Bohnen für 5–10 Tage auf Holztischen getrocknet. Sie müssen regelmäßig gewendet werden, damit sie gleichmäßig trocknen und kein Schimmel entsteht. 


Hier werden die Kakaobohnen auf einem Holztisch getrocknet


Nach der Trocknung werden die Bohnen normalerweise geröstet. Dabei entstehen die intensiven schokoladigen Noten. Man kann die Kakaobohnen aber auch schon ungeröstet naschen! Sie schmecken bereits erstaunlich nach Schokolade, haben aber noch eine leicht fruchtige Note. Die Farm arbeitet übrigens komplett biologisch, es werden also keine Pestizide oder künstlichen Düngemittel eingesetzt. Die gerösteten Bohnen kann man dann leicht schälen und weiterverarbeiten. 


Frisch zubereitete Schokolade mit Zimtblättern 


Magdalena zeigte mir dann noch wie sie leckere Kakaogranola herstellt. Dafür werden die Kakaobohnen zu kleinen Nibs gehackt und in einer Pfanne mit Panela, dem unraffinierten Zucker aus Zuckerrohr, karamellisiert. Wir streuten die warme Kakao-Granola über eine Banane. Ein absoluter Traum!


Hier sieht man die gerösteten, geschälten Kakaobohnen, die dann weiter zu Kakao-Nibs verarbeitet werden

Hier wird Kakaopulver hergestellt


Kakaobohnen ernten und die gefährliche Kugelameise

Später ging ich mit Cesar auf die Plantage, um Kakaobohnen zu ernten. Er zeigte mir, wie man reife Früchte erkennt: Sie sind nicht nur farblich anders als unreife, sondern klingen auch hohler, wenn man leicht dagegen klopft. 


Am Fuße eines großen Baumes zeigte er mir etwas, das mich sehr faszinierte: die Kugelameise. Sie gehört zu den furchterregendsten Insekten der Welt – ihr Stich verursacht den wohl schlimmsten Schmerz, den ein Insekt auslösen kann. Der Schmerz hält 12–24 Stunden an und wird oft mit einem Pistolenschuss verglichen!

Diese Ameise ist nicht nur schmerzhaft, sondern auch riesig – bis zu 4 cm lang – und lebt meist an der Basis von Bäumen. Sie ist bekanntlich sehr aggressiv. Das hielt Cäsar jedoch nicht davon ab mit einem Stock gegen ihr Zuhause zu klopfen. Sofort kamen einige dieser Riesenameisen herausgeschossen. 


Dieser Blaukehlguan kommt regelmäßig vorbei um nach Bananen zu betteln ;)


Eine Kichwa-Kindergeburtstagsfeier

Dieser Tag bzw Abend hatte noch eine weitere Überraschung für mich parat: Wir waren zu einer Kindergeburtstagsfeier eingeladen. Eine Enkelin von Cäsar und Magdalena wurde nämlich 6 Jahre alt. Das klang natürlich ganz "nett". Es hieß wir sollten um 17 Uhr dort sein. Letztendlich kamen wir gegen 20 Uhr an. Die ersten zwei Stunden auf der Feier passierte nicht viel. Wir waren vielleicht 20 Leute, die Hälfte davon Kinder. Die Geburtstagstorte stand auf einem Tisch in der Mitte, wurde aber nicht angerührt. Um 22 Uhr wurde Essen aufgetischt - und zwar ein richtiges Festmahl! Dafür wurden mehrere Hühner geschlachtet und die Kindesmutter stand scheinbar den ganzen Tag in der Küche um all die Köstlichkeiten zuzubereiten. Als Nachspeise gab es die Geburtstagstorte. Nach dieser Völlerei war ich ziemlich satt und müde und freute mich insgeheim schon aufs Bett. Doch zu früh gefreut! Nun ging es erst richtig los! Es wurde Bier hereingeschleppt – und zwar in rauen Mengen. Das Ganze lief dann folgendermaßen ab:

  • Eine Person öffnete eine Bierflasche. Und zwar keine kleine, sondern eine 1-Liter-Flasche!
  • Mit einem Becher bewaffnet machte sie nun die Runde und füllte diesen jeweils halbvoll und jeder musste ihn auf Ex austrinken. 
  • Danach war der Nächste dran. 
  • Irgendwann ging es immer schneller und mehrere Leute machten gleichzeitig ihre "Bier-Ausschenk-Runde"

Und so wiederholte sich das Spiel – Runde für Runde, Flasche für Flasche. Und das war erst der Anfang. Es wurden stetig weitere Bierkisten hereingeschleppt. Die Musik wurde immer lauter, was durch die schlechten Musikboxen nicht unbedingt ein Hochgenuss war. Gegen 2 Uhr morgens war ich dann ziemlich erledigt. Man bot mir das Bett der Kinder der Gastgeber an, was ich dankend annahm. An Schlafen war natürlich keineswegs zu denken, denn die Musik war so laut, dass die dünnen Holzwände nur so vibrierten. Um 6 Uhr morgens staunte ich nicht schlecht, als sich die Kinder - die natürlich so gut wie nichts geschlafen haben - ihre Schuluniformen anzogen, die Zähne putzten und dann tatsächlich zur Schule marschierten. Ihre Eltern waren mittlerweile so sturzbetrunken, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnten und nur noch lallten. 


Ich beschloss einen kleinen Spaziergang zu machen, denn es schien weiterhin kein Ende in Sicht. Am Flussufer brachte mich ein netter Herr mit dem Kanu zurück zur Kakaofarm. Herrlich diese Ruhe! Irgendwann am Nachmittag kamen Cäsar und Magdalena vor der "Kindergeburtstagsfeier" zurück. Sie waren klatschnass, da sie spontan noch beschlossen haben mit ihren Kleidern in den Fluss zu springen. Denn restlichen Tag waren sie - wenig überraschend - etwas "kränklich" aber glücklich. In Sachen feiern können wir von den Kichwas auf alle Fälle noch einiges lernen. Ich wurde später darüber aufgeklärt, dass Geburtstage hier immer so verlaufen. Meist sogar noch wilder. Manchmal geht die Feier über mehrere Tage. Da ich es nun mit eigenen Augen gesehen habe, glaubte ich ihnen das natürlich aufs Wort. Unglaublich was hier im tiefen Amazonas-Dschungel für Feste gefeiert werden!


Regen, Regen & nochmals Regen

Der Samstagmorgen startete mit Regen. Und zwar mit tropischem Regen, also richtig sinflutartig. Innerhalb weniger Minuten verwandelten sich die Wege in kleine Bäche und vor dem Haus stand man knöcheltief im Matsch. Da das Toilettenhäuschen ein ziemliches Stück entfernt liegt, überlegte man es sich natürlich zweimal, ob man wirklich "muss". 


Cäsar eröffnete mir beim Frühstück tatsächlich, dass es heute wieder irgendwo eine Art Fest geben sollte. Ich wäre herzlich eingeladen mitzukommen. Am Nachmittag wären wir wieder zurück. Ich war irgendwie noch nicht ganz bereit für eine weiter Trink-Orgie und dass wir am Nachmittag zurück wären konnte ich auch nicht ganz glauben. Ich lehnte also dankend ab und blieb bei Magdalena und ihren Töchtern zu Hause. Wie sich später herausstellte war das genau die richtige Entscheidung. Cäsar kam nämlich erst am nächsten Tag nach dem Mittag zurück. 


Auf der Kakaofarm gibt es immer super leckeres und gesundes Essen. Fast alles kommt aus dem Garten. Hier wird "Maito" (Fisch in Blätter gewickelt) zubereitet.

Eine leckere Suppe

Kochbananen


Zimt- und Guayusabäume

In der Zwischenzeit machte ich mich mit Magdalena auf, um die Blätter des Zimtbaums zu ernten. In Europa kennt man Zimt meist nur als getrocknete Rinde in Form von Stangen oder Pulver. Hier zeigte man mir, dass auch die Blätter eine wahre Delikatesse sind. Sie duften nicht nur super lecker, sondern schmecken auch leicht süßlich. Man kann sie einfach so kauen. Selbst die Äste und die Rinde kann man knabbern, sie schmecken ebenfalls zimtig-süßlich. Der Zimtbaum wir vor allem wegen seinen heilenden Eigenschaften geschätzt. Am liebsten verarbeiten sie die getrockneten Blätter zu Tee. Nachdem wir eine gute Menge der frischen Blätter gesammelt hatten, legten wir sie also im Schatten aus, um zu trocknen. 



Danach ernteten wir noch Guayusa-Blätter, welche dann ebenfalls getrocknet wurden. Guayusa wird von den indigenen Völkern am Amazonas seit Jahrhunderten als natürlicher Wachmacher genutzt. Im Gegensatz zu Kaffee gibt Guayusa eine sanfte, langanhaltende Energie, ohne nervös zu machen. 


Hier wird Guayusa-Tee zubereitet


Die nächsten Tage verliefen ähnlich. Meist regnete es ein paar Stunden. Danach war ein ein Wolken-Sonnen-Mix. Zwischendurch kamen kleine Touristengruppen an zur Kakaoführung. Es waren aber durchwegs einheimische Touristen, also war meine Übersetzungsarbeit nicht gefragt. Ich hatte sehr viel Freizeit, welche ich meist für Dschungelspaziergänge  nutzte. Dazwischen kühlte ich mich im Fluss ab. Manchmal kamen Verwandte zu Besuch. Am liebsten verbrachte ich dann die Zeit mit den Kids. Wir spielten verstecken im Regenwald, kletterten auf Bäume und pflückten uns frische Früchte. Die Litischis haben gerade Saison und sind ein absoluter Gaumenschmaus. 


Die kleine Aurelis, welche vor ein paar Tagen Geburtstag hatte


Der Abschied

Heute, am Dienstag, ist endet meine Zeit auf der Kakaofarm schon wieder. Der Morgen begann mit einer süßen Überraschung. Magdalena servierte mir als Abschiedsgeschenk ein selbstgemachtes Schokofondue zum Frühstück. Dazu hat sie frische Schokolade zubereitet, bestehend aus Kakaomasse, Zimtblättern, Panela und Wasser. Dazu gab es aufgeschnittene Früchte und natürlich Guayusa-Tee. 

Und als wäre das nicht schon genug, schenkte sie mir noch Kakaogranola, Zimtblätter und Guayusa-Blätter. 


Schokofondue und Guayusa-Tee zum Frühstück

Eine glückliche Michi :)

Kurz vor Mittag machten Cäsar, Magdalena und ich uns auf den Weg zum Kanu, damit sie mich noch dorthin bringen konnten, wo der Bus nach Tena abfuhr. Als wir das Flussufer erreichten, bemerkte ich ein Tier neben dem Kanu sitzen. Cäsar war sofort super aufgeregt und rief Magdalena etwas auf Kichwa zu. Diese reichte ihm blitzschnell einen Holzklotz und ehe ich mich versehen konnte, hatte er das Tier erschlagen. Es handelte sich um ein Agouti - ein Tier welches zur Familie der Meerschweinchen gehört, aber um einiges größer ist. Cäsar und Magdalena erklärten mir, dass Agoutis ein super leckeres Fleisch haben und es schade ist, dass ich zum Abendessen nicht mehr da bin, wenn sie das Tier dann verspeisen wollen. 


Ein Agouti sitzt neben dem Kanu. Es war müde, da es gerade im Fluss geschwommen ist. 

Überglücklich präsentiert Cäsar das heutige Abendessen.


Nach dieser spontanen Jagdaktion fuhren wir mit den Kanu los und sie setzten mich dann beim Bus ab. Der Abschied war natürlich traurig, aber die Zeit auf der Kakaofarm im Dschungel werde ich bestimmt nicht so schnell vergessen. Vor allem die herzliche Gastfreundschaft und die tiefe Verbundenheit mit der Natur haben einen bleibenden Eindruck beim mir hinterlassen. 


Nun werde ich nochmals drei Tage in Tena verbringen, da mir das kleine Städtchen ganz gut gefallen hat. Danach geht es vermutlich weiter nach Baños. 


Hasta luego!


Eure Michi :)



=> Hier findest du noch mehr Fotos von Ahuano und der Kakaofarm <=