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Donnerstag, 18. Dezember 2025

The Greater Patagonian Trail - Sektion 4: Hitze, Höhenmeter und eine haarige Begegnung

By On Dezember 18, 2025


Sektion 4 (GPT04) des Greater Patagonian Trail war ziemlich kurz, dafür aber landschaftlich unglaublich schön. Kleine Bergseen, viele Bäche und super schöne Zeltplätze machten diesen Abschnitt zu etwas ganz Besonderem.


Ich bezwang diese Sektion gemeinsam mit Kathrin und Matthias, dem deutschen Paar, das ich in Agua Buena kennengelernt habe. 




Montag, 15. Dezember 2025

Am Montagmorgen trafen wir uns um 8:30 Uhr in San Fernando und fuhren gemeinsam mit einem Uber nach Las Peñas, unserem Startpunkt. Gleich zu Beginn führte der Weg über ein Privatgrundstück, wofür wir 6.000 CLP pro Person an den Besitzer bezahlen mussten. Die Hunde dort beschlossen, uns für einige Stunden zu begleiten. Wir hatten schon Sorge, dass sie nicht mehr zurück nach Hause finden.


Mein absolutes Tages-Highlight war eine große, haarige Tarantel, die völlig entspannt direkt vor uns über den Weg spazierte. 



Am Nachmittag erreichten wir einen traumhaften Zeltplatz an der Laguna Fría. Ganz so kalt wie der Name es besagt, war sie dann doch nicht, aber es war noch das eine oder andere kleine Schneefeld rundherum vorhanden. 


Da wir früh genug dort waren und die Sonne noch schien war klar, was als nächstes kommt: ab ins Wasser zum Schwimmen. 




Die intensiven Erholungstage in San Fernando haben sich wohl bezahlt gemacht, denn wir schafften heute tatsächlich 2000 Höhenmeter und 22 km - und das mit einem ziemlich schweren Rucksack. 


Dienstag, 16. Dezember 2025

Die Morgenstimmung an der Laguna Fría war super idyllisch: der ruhige See und die Berge, die sich im darin spiegelten. 



Der Tag verlief eher langsam und zäh, was vor allem an der extremen Hitze und dem ständigen steilen Auf und Ab lag. Dafür wurden wir immer wieder mit traumhaften Bächen belohnt.


Zu Mittag nutzten wir die Gelegenheit für eine Pause inklusive Baden im Fluss.



Am Abend fanden wir wieder einen perfekten Zeltplatz. Diesmal direkt an einem Fluss, der tief genug war, um noch einmal schwimmen zu gehen. 


Mittwoch, 17. Dezember 2025

Der letzte Wandertag dieser Sektion war kurz und entspannt. Es waren nur noch 7,5 Kilometer bis Los Queñes, und der Weg war sehr gut. Bereits gegen halb elf kamen wir im Ort an.



Der nächste Bus sollte allerdings erst um 14 Uhr fahren. Doch wir hatten Glück: Ein Schulbusfahrer nahm uns liebenswürdigerweise mit in den nächsten Ort (obwohl er das eigentlich nicht dürfte). Von dort aus kamen wir problemlos weiter nach Curicó und anschließend nach Talca.


In Talca ist nun ein Erholungstag angesagt. Mein Rucksack zeigt tatsächlich bereits erste Verschleißerscheinungen - der Hüftgurt ist eingerissen. Ich habe ihn nun also zum Reparieren gebracht. Hoffentlich hält das dann. Außerdem müssen wir natürlich wieder Lebensmittel für die nächste Sektion einkaufen, die vermutlich so um die sechs Tage dauern wird.



Nebenbei wird natürlich leckeres Essen genossen. Im Moment haben es mir vor allem die Kirschen angetan. Es ist nämlich gerade Kirschernte - und sie sind hier unglaublich günstig: man bekommt ein Kilo für unter einem Euro.


Morgen -  am Freitag - geht es weiter mit der Sektion 6. Die Sektion 5 werde ich leider überspringen müssen, da sie technisch sehr anspruchsvoll ist und schwierige Flussquerungen (wegen der Schneeschmelze) beinhaltet, bei denen ich mir alleine unsicher bin. Ich werde also gemeinsam mit Kathrin und Matthias in die Sektion 6 einsteigen.



GPT04 - Technische Details

45 km

2.619 Höhenmeter





=> Hier findest du alle meine Fotos der 4. Sektion des GPT <=









Samstag, 13. Dezember 2025

The Greater Patagonian Trail - Sektion 3: Von Schlangen über Taranteln bis hin zu Marihuana-Plantagen

By On Dezember 13, 2025

Die dritte Sektion des Greater Patagonian Trails (GPT03) war – wie schon die vorherige – wieder recht wild und fordernd. Ich kämpfte mich stundenlang durch dorniges Gebüsch, hatte eine riesige Tarantel vor dem Zelt, sah unzählige tote Kühe und scheiterte an einer Flussquerung, was mir einen zusätzlichen Wandertag bescherte. Zudem trat ich beinahe auf eine riesige Schlange, kletterte über zahllose Zäune und Tore - und stand dann irgendwann auch  noch mitten auf einer illegalen Marihuana-Plantage. 

Trotz alldem war die Landschaft einfach atemberaubend. Einsame Täler, unberührte Natur und immer wieder wunderschöne Flüsse, perfekt zum Abkühlen nach endlosen Stunden im Busch.


Samstag, 6. Dezember 2025

Kurz nachdem ich das Örtchen Coya verlassen hatte, bekam ich gleich einen ordentlichen Schreck. Ich wäre beinahe auf eine etwa 1,5 Meter lange Schlange getreten. Sie lag regungslos am Weg, weshalb ich zuerst dachte sie sei tot. Als ich versuchte, hinten an ihr vorbeizuschleichen, verschwand sie plötzlich blitzschnell im Gebüsch. 


Später traf ich auf vier Arrieros mit vollbepackten Pferden. Sie kamen gerade aus den Bergen zurück, wo sie nach dem Vieh gesehen hatten, und trauten ihren Augen kaum, eine Frau alleine auf dem Trail zu sehen. Wir plauderten ein bisschen. Außerdem beruhigten sie mich wegen meiner wachsenden Puma-Paranoia, die mir die Minenarbeiter in Coya eingepflanzt hatten. Laut den Cowboys sind Pumas hier extrem scheu und eher weiter oben in den Bergen unterwegs.

Mittags fand ich eine wunderschöne Badestelle am Fluss. Am Nachmittag musste ich über ein verschlossenes Tor klettern, was wieder einmal gar nicht so einfach war. Dahinter lag ein kleines Puesto, aber niemand war da. Vielleicht gehörte es den Arrieros. Ich stellte mein Zelt direkt neben dem Fluss auf und ging abends noch einmal schwimmen. 


Das Puesto

Sonntag, 7. Dezember 2025

Die ganze Nacht hatte es leicht geregnet, und am Vormittag wurde der Regen noch stärker. Ich blieb also bis Mittag im Zelt – zum Glück hatte ich mein Kindle dabei. Zwischendurch lauschte ich einfach den Geräuschen der Natur.

Um 13 Uhr konnte ich schließlich aufbrechen.  Es wurde ein mental schwieriger Tag. Das dichte Gestrüpp war zäh und die Orientierung mühsam. Da das Gebüsch teilweise höher als ich selbst war, bekam ich oft regelrecht Platzangst. Zu alldem fand ich lange keinen geeigneten Zeltplatz. Entweder lag irgendwo eine tote  Kuh herum, es war zu viel Gestrüpp oder zu steil. Außerdem hatte ich im Hinterkopf, dass irgendwo in der Nähe eine illegale Marihuana-Plantage sein sollte. Das Puma-Thema hat mich auch noch nicht ganz losgelassen. Wenn etwas passiert, wäre Hilfe Tagesmärsche entfernt. Zum Glück konnte ich mich irgendwann wieder etwas beruhigen. 

Erst gegen 20 Uhr fand ich endlich einen Zeltplatz. Sobald ich in meinen eigenen vier Wänden war, fühlte ich mich wieder sicherer. 

Montag, 8. Dezember 2025

Endlich wieder Sonnenschein! Das  Kämpfen durch das dichte Gestrüpp war heute ultra intensiv, zum Glück meist bergab. Ich ließ mich teilweise einfach in die Büsche fallen und wollte gar nicht daran denken wie viele Schlangen sich da tummeln könnten. Ich war komplett zerkratzt und musste ständig Dornen und Zweige aus Rucksack und Kleidung entfernen. Ich wusste ja bereits, dass irgendwo hier vor zwei Jahren eine illegale Marihuana-Plantage angelegt worden war. Trotzdem war ich ziemlich erstaunt als ich plötzlich mitten in den frisch gepflanzten, frisch gegossenen Pflanzen stand. Dann hörte ich auch noch Stimmen – vielleicht fünf Meter neben mir, irgendwo in einem Unterstand. Ich beschloss, mich so unauffällig wie möglich aus dem Staub zu machen, denn es ist sicher besser solch zwielichtigen Gestalten nicht unterzukommen. Die Erleichterung war riesig, als ich aus dem Ganzen endlich raus war. 

Irgendwo mitten in diesem Gestrüpp war die illegale Marihuana-Plantage

Von nun an gab es wieder sehr viele schöne Badestellen. Den grossen Río Claro schaffte ich aber leider nicht zu durchqueren. Ich campierte in der Nähe und badete abends in einem Zufluss. Vielleicht ist der Wasserspiegel morgens tiefer, da noch weniger Schmelzwasser ankommt. 


Dienstag, 9. Dezember 2025


Am Morgen versuchte ich erneut, den Río Claro zu queren – wieder ohne Erfolg. Die Strömung war extrem stark, das Wasser ging mir über die Hüfte, und mit schwerem Rucksack war das schlicht unmöglich.

Die Umgehungsroute bedeutete 18 zusätzliche Kilometer. Der erste Teil war extrem verwachsen. Nach etwa 15 Kilometern hatte ich Glück: Ein Einheimischer namens Javier nahm mich ein Stück im Jeep mit – auf einer unbefestigten Straße. Der erste Mensch seit Tagen, den ich traf. Er schenkte mir sogar noch etwas Süßes für unterwegs. Das hatte mir immerhin 3 Kilometer gespart. 

An an einem kleinen Bach wollte ich Wasser auffüllen, als mir ein grauenhafter Duft in die Nase stieg. Gleich daneben lag eine tote Kuh.  Auf das Wasser habe ich nun gerne verzichtet. Mein Zeltplatz am Abend war dafür wunderschön: eine Waldlichtung mit einer kleinen Wiese und großen Bäumen rundherum.

Mittwoch, 10. Dezember 2025

Es ging mir endlich wieder richtig gut. Es war ein wunderschöner Tag mit traumhaften Aussichten. Der spätere Abstieg hatte es allerdings in sich: dornig, Geröll, rutschig. Ich landete ein paar Mal unsanft auf dem Hintern. Einen Zeltplatz fand ich direkt an einem Fluss. Ich badete und wusch meine Wäsche, morgen würde ich nämlich wieder in ein Dorf kommen, da sollte ich schon nicht ganz so verdreckt daherkommen. 


Chilenische Edelweiss;)

Kurz bevor ich mich zur Nachtruhe legte, entdeckte ich eine riesige Tarantel direkt vor dem Zelt.


Donnerstag, 11. Dezember 2025

Heute hatte ich nur noch einen kurzen Weg vor mir. Gegen Mittag erreichte ich bereits das Dörfchen Agua Buena. Dort gab es nur zwei Unterkunftsmöglichkeiten: in einem nicht besonders tollen Restaurant oder in südteuren Cabañas (kleine Holzhütten). Die nette Besitzerin der Cabañas war jedoch so begeistert davon, dass ich zu Fuß angekommen bin, dass sie statt der ursprünglich angesetzten 100 Euro pro Nacht nur knapp 20 Euro verrechnete - ein absoluter Luxus. Die Hütte war sauber, gemütlich eingerichtet, es gab einen kleinen Pool eine Küche und einen Kräutergarten. 


Die überaus herzliche Besitzerin Therese hat mich  bereits mit einer innigen Umarmung empfangen und wollte mich dann auch gleich noch zum Essen einladen. Für mich ging es aber ins Dorfrestaurant. Dort traf ich nämlich Kathrin und Matthias, ein deutsches Paar, das ebenfalls auf dem Greater Patagonian Trail unterwegs ist. Die beiden waren mir die letzten Tage sozusagen immer auf der Spur. Sie hatten aber das Glück, dass ihnen die Flussquerung des Rio Claros gelang, da ihnen Arrieros mit Pferden zur Hilfe kamen. Wir tauschten uns ausgiebig aus – es war wirklich schön Gleichgesinnte zu treffen. Vielleicht werden wir die nächste Sektion sogar gemeinsam in Angriff nehmen. 


Freitag, 12. Dezember 2025


Am Freitag startete ich gemütlich in den Tag und verabschiedete mich von Therese – sie umarmte mich mehrmals herzlich. 


Für 1.000 chilenische Pesos (ca. 1 €) fuhr ich mit dem Bus nach San Fernando, um Lebensmittel und Campinggas zu kaufen. Leider ist fürs Wochenende schlechtes Wetter angesagt, weshalb meine Wanderung wohl erst am Montag weitergeht. 

Ich fand ein ein schönes Hostel im Zentrum: das Hostal Renoir. 35.000 Pesos pro Nacht – nicht unbedingt super billig, aber inklusive Frühstück, eigenem Bad und einer Atmosphäre wie in einem Museum - überall stehen antike Sammelstücke herum. Außerdem haben sie einen hübschen Garten im Innenhof. Die Stadt selbst ist dafür eher unspektakulär und nicht sonderlich schön.

Die Besitzer Mario und Elisabeth waren wieder einmal ausserordentlich herzlich. Ich durfte ihre Küche benutzen und bekam frisch gepflückte Kirschen geschenkt – es fühlte sich sofort wie ein kleines Zuhause an.




Den Rest des Tages liess ich es mir einfach nur gut gehen mit leckerem Essen, Kuchen, Kaffee, usw.

Samstag, 13. Dezember 2025

Mario überraschte mich am Morgen mit einem ausgiebigen Frühstück. Nun wird noch eingekauft für die nächste Sektion. Morgen Sonntag sind Regen und Gewitter angesagt, das heisst es geht definitiv erst am Montag weiter - vermutlich gemeinsam mit Kathrin und Matthias. 


GPT03 - Technische Details:
109,3 Kilometer
4.645 Höhenmeter



Eure Michi






=> Hier findest du alle meine Fotos der 3. Sektion des GPT <=












Freitag, 5. Dezember 2025

The Greater Patagonian Trail – Sektion 2: Von der Wildnis in die Kupfermine

By On Dezember 05, 2025


Die zweite Sektion des Greater Patagonian Trails (GPT) hatte es ordentlich in sich: viele Höhenmeter, steile Schneefelder und kleine Kraxeleien. Meine Blasen an den Füßen wurden immer mehr und brannten. Der Rücken schmerzte zeitweise vom schweren Rucksack. Die Einsamkeit der Anden, die unbarmherzige Sonne tagsüber und die eisige Kälte nachts stellten den Körper und auch den Geist auf eine harte Probe. Tagelang sah ich keine Menschenseele. 


Es waren Tage voller Schweiß, Staub und Dornenpfade, doch die Strapazen haben sich gelohnt: traumhafte, fast surreale Landschaften, unendlich viele Badestellen in wilden Gebirgsbächen und die schönsten Zeltplätze. 


Samstag, 29. November 2025

Nachdem ich mich in dem Kiosk gestärkt hatte, führte mich ein Weg entlang eines Flusses in das Naturreservat Coyanco. Am Ufer des Flusses zelteten ein paar Einheimische. Ich beschloss den Fluss zu durchqueren - das war gar nicht so einfach - denn auf der anderen Flussseite war kein Mensch. Ich fand einen perfekten Zeltplatz neben einem Kaktus. Zum Sonnenuntergang gab es noch ein Bad im warmen Fluss.



Sonntag, 30. November 2025

Der Weg heute war hart: Rossbremsen ohne Ende, Hitze  und Dornen. Die Blasen an den Füßen, die zunehmenden Rückenschmerzen und die klebrigen, juckenden Dornen an den Beinen sorgten für ein erstes kleines Tief. Am Pfad sah ich immer wieder Hufeisen-Spuren. Die einheimischen Viehhirten - "Arrieros" genannt - nutzen diese Wege nämlich um in die Berge zu reiten und nach den Rindern zu sehen, die dort den Sommer über sind.  

Mitten im Nirgendwo eine Gedenktafel an diesen Cowboy - R.I.P.

Spuren der Arrieros 

Von nun an sah ich keine anderen Wanderer mehr. Ich fand einen Zeltplatz inmitten vereinzelter Kühe, die jedoch wie von der Tarantel gestochen die Flucht ergriffen, als sie mich sahen. Es gab eine Feuerstelle und ein paar in Plastik eingewickelte Gegenstände am Baum - vermutlich ein Lagerplatz von den Arrieros. 


Montag, 1. Dezember 2025

Bis Mittag ist die Hitze noch erträglich. Danach suchte ich mir einen Schattenplatz neben einem kleinen Bach.   




Danach ging es weiter gnadenlos bergauf. Ich fand einen Zeltplatz auf 2.648 m Höhe. Die Nacht wurde eisig kalt.



Dienstag, 2. Dezember 2025

Der Aufstieg ging am nächsten Tag weiter bis auf 3.300 m. Ich bin immer wieder von der Route abgekommen und landete einmal in einer Situation, wo ich weder vor noch zurück kam. Das war mental sehr herausfordernd, da einem weit und breit niemand helfen kann und der schwere Rucksack solche Kraxeleien zu einem riskanten Unterfangen macht. Weiters kamen steile Schneefelder. Das erste und steilste konnte ich zum Glück umgehen.  Die anderen waren mehr oder weniger okay. Ich bemerkte, dass mein Appetit von Tag zu Tag größer wurde - ich hatte das Gefühl ich könnte die ganze Zeit nur essen.  Zum Glück hatte ich noch genug dabei.




Ich fand wieder einen tollen Zeltplatz an einem Bach, diesmal auf über 2.800 m. Wie ich später bemerkte, lag 50 m daneben eine tote Kuh. 



Mittwoch, 3. Dezember 2025

Diese Nacht war noch kälter. Raus aus dem Zelt ging es erst um 7:30 Uhr, als die ersten Sonnenstrahlen wärmten. Ein Bulle verfolgte mich eine Stunde lang, ich wurde schon fast ein bisschen panisch, doch irgendwann war er zum Glück weg.  



Von nun an ging es viele Höhenmeter bergab. Hinunter in die Hitze. Ich musste wieder einmal 5,5 Liter Wasser für die kommenden zwei Tage tragen, denn die Gegend war karg. Der Zeltplatz war diesmal nicht so der Hit: staubig, inmitten irgendwelcher Dornenbüsche. Seit Tagen hatte ich keinen Menschen gesehen, nur ein paar Wildhasen, Rinder, Echsen und diverse Insekten. Ich begann tatsächlich schon mit den Insekten zu sprechen. 

 


Donnerstag, 4. Dezember 2025

Heute musste ich das Gebiet einer Kupfermine durchqueren: El Teniente - die größte unterirdische Kupfermine der Welt. Nach etwa 2 km kam ich an einen Posten. Dort traf ich auf einen freundlichen Herrn, Domingo, der mir erklärte, dass die Durchquerung des Minengebietes streng verboten sei.  Es wäre viel zu gefährlich wegen des giftigen Staubes. Er rief mit seinem Funkgerät die Minenpolizei. Diese sollte mit ihrem Jeep kommen und mich zum Ausgang des Minengebietes eskortieren. Ich wartete etwa eine Stunde in dem Postenhäuschen, während Domingo mir massenweise kaltes Wasser schenkte. Er erzählte mir, dass bereits vor einem Jahr schon einmal vier Wanderer hier aufgetaucht wären. Aber eine Frau, die alleine die Berge überquerte hätte er noch nie erlebt. Er warnte mich zudem eindringlich vor den Pumas in den Bergen, die immer wieder Menschen angreifen würden.  Die Minenpolizei erschien mit erstaunlicher Freundlichkeit: Küsschen auf die Wange und ein Plastiksack voll mit Snacks für mich zur Stärkung. Sie entschuldigten sich für die Unannehmlichkeit mich hier heraus eskortieren zu müssen, aber es wäre zu meiner Sicherheit. Ihre Gastfreundschaft rührte mich fast zu Tränen. Eigentlich hätte ich mich ja entschuldigen müssen. Als ich ihnen erzählte, dass ich weiter in das Dorf Coya wandern möchte, wollten sie mich unbedingt dahin bringen. Ich hatte natürlich nichts dagegen, denn das sparte mir fast zwei Tagesetappen.  Sie riefen ihren Chef an, um sich die Erlaubnis zu holen. Der stimmte sofort zu, wollte mich aber vorher noch selber kennenlernen. Eine Frau, die allein und sieben Tage durch die Anden gezogen ist, hat auch er noch nie zuvor getroffen. Die netten Herren halfen mir sogar noch eine Unterkunft zu finden. Eine ältere Dame - Nina - hatte ein Zimmer für mich. Hier werde ich nun zwei Tage relaxen, Wäsche waschen und duschen. Und natürlich einkaufen für die nächste Etappe. Was für ein Luxus: Nachdem ich Tage in der Wildnis mit Blasen, Schnee, Hitze, Einsamkeit und Wasserknappheit verbracht hatte, endlich wieder was ordentliches zu essen, ein Bett und eine warme Dusche.



Also dann, ich melde mich wieder nach der 3. Sektion, die etwa 5 Tage dauert. Ich werde am Samstag starten, wobei der Wetterbericht nicht so rosig aussieht. Bei Regen könnten die Flussdurchquerungen zu riskant sein, was heißen könnte, dass ich große Umwege machen müsste. 




GPT02 - Technische Details:

89,95 Kilometer
4.381 Höhenmeter



Eure Michi 




=> Hier findest du alle meine Fotos der 2. Sektion des GPT <=







Samstag, 29. November 2025

The Greater Patagonian Trail – Sektion 1: Der Einstieg in die Wildnis

By On November 29, 2025


 

Ich habe beschlossen, für jede Sektion des Greater Patagonian Trails (GPT) einen eigenen Reisebericht zu schreiben. Gestartet habe ich mit der 1. Sektion - GPT01 - in Santiago de Chile.

Ich werde es auf keinen Fall bis Mitte März bis ans südliche Ende Patagoniens schaffen – aber das ist auch überhaupt nicht mein Ziel. Es soll vor allem um Genuss und Abenteuer gehen und kein Wettlauf gegen die Zeit sein oder ein Wettbewerb um Kilometer- oder Geschwindigkeitsrekorde.

Jan Dudeck, der Gründer des GPT, hat diesen in viele einzelne Sektionen unterteilt, beginnend bei Sektion 1 in Santiago de Chile und endend weit unten im am der südlichen Spitze Südamerikas. Eine Sektion bedeutet immer, dass man am Anfang und am Ende an eine Straße, ein Dorf oder irgendeinen Ausstiegspunkt gelangt. Das hilft bei der Planung, denn für jede Sektion muss man ausreichend Verpflegung dabeihaben. Manche dauern bis zu zwei Wochen, andere sind extrem kurz – wie meine erste, die nur rund eineinhalb Tage gedauert hat.

Mein erster Sonnenuntergang hoch über Santiago 

Freitag, 28. November 2025


Ich ließ mich von einem Uber-Taxi an meinen Ausgangspunkt am Stadtrand von Santiago bringen. Um kurz vor zehn startete ich dann das große Abenteuer. Ich war erstmal einfach glücklich endlich am Trail zu sein und raus aus der Stadt und den Menschenmassen zu kommen. Mit 5,5 Litern Wasser und Essen für sieben Tage wog mein Rucksack rund 22 Kilogramm. Bis morgen Mittag werde ich nämlich keine Wasserquellen finden. 

Der Tag begann gleich mit einem harten Einstieg: 1.800 Höhenmeter auf den Gipfel des Cerro Purgatorio. Hinunter ging es auf der anderen Seite, weglos und steil, einem Grat entlang. Es war sowieso schon eine kleine Kraxelei aber mit dem schweren Rucksackgewicht noch einmal deutlich fordernder.



Am Ende des Grates fand ich gegen 19 Uhr den perfekten Zeltplatz mit Blick hinab aus Santiago. Vor allem nachts, mit den Lichtern der Stadt, war es absolut traumhaft. 


Samstag, 29. November 2025


Den nächsten Morgen startete ich völlig stressfrei mit Kaffee und Porridge. Mein Rucksack war inzwischen deutlich leichter: nur noch ein halber Liter Wasser war übrigens , das heißt 5 kg weniger. 

Kurz nach Mittag erreichte ich einen Fluss. Der perfekte Platz für eine Badepause und um die Wasserreserven aufzufüllen. 


Ich erreichte ein Tal in der Nähe von San José de Maipo. Dort traf ich erstmals wieder auf Leute - einheimische Wandertouristen. Es gab sogar ein kleines Kiosk, wo ich mir Empanadas und eine Cola kaufte - Luxus pur!

Gegen 15 Uhr erreichte ich das Ende der ersten Sektion und es geht sogleich in Sektion 2 über, für die ich voraussichtlich 5 - 6 Tage brauchen werde. Mehr dazu im nächsten Blogpost.



GPT01 - Technische Details:

27,85 Kilometer
2.120 Höhenmeter





Eure Michi 



=> Hier findest du alle meine Fotos der 1. Sektion des GPT <=





Freitag, 28. November 2025

Ankunft in Santiago de Chile

By On November 28, 2025

 


Turbulenter Zwischenstopp in Madrid

Am Dienstag landete ich gegen 9 Uhr morgens in Santiago de Chile. Der Flug war okay – zumindest, wenn man Madrid ausklammert.
Dort habe ich es tatsächlich geschafft, beim Aus- und Wiedereinchecken versehentlich beim Ausgang hinauszugehen, allerdings ohne mein Gepäck. Niemand auf diesem überdimensionalen Flughafen konnte mir sagen, wo das Gepäckband meines Fluges hierher war. Nach einer Stunde Herumirren (und schon fast den Tränen nahe) fand ich meinen Rucksack wieder – irgendwo abgestellt in einer Ecke für zurückgebliebenes Gepäck. Dem Himmel sei Dank! Die vermeintlichen 5 Stunden Zwischenstopp waren letztendlich relativ knapp, da wir bereits mit einer Stunde Verspätung gelandet waren.

Der Flug von Madrid nach Santiago de Chile lief dann ohne weitere Zwischenfälle.

Vom Flughafen in Santiago ging es dann auch problemlos weiter. Mit dem Bus (Turbus) bis zur Metrostation, wo ich mir dank der hilfsbereiten Chilenen sogleich eine BIP-Karte für die Metro kaufen konnte.



Couchsurfing Deluxe

Meine Couchsurfing-Gastfamilie lebt in einem sehr ruhigen, schönen Viertel der Stadt. Tamara begrüßte mich herzlich, hatte aber wenig Zeit, da sie gerade in einem Zoom-Meeting war. Das Highlight: Ihr Haus hat einen kleinen Swimmingpool.


Obwohl ich seit Montagmorgen wach war, fühlte ich mich erstaunlich fit und beschloss, mich sogleich auf den Weg zu machen, um mir Geld und eine SIM-Karte zu besorgen. Meine Kreditkarte wurde aber leider von den meisten Bankomaten konsequent ignoriert. Schlussendlich fand ich einen der „Banco Estado“, der funktionierte. Vor lauter Übermüdung habe ich aber leider einen Fehler gemacht und die Währungsumrechnung am Ende nicht abgelehnt, weshalb mich der Spaß dann stolze 40 € gekostet hat. Aber Hauptsache Bargeld!

Die SIM-Karten-Odyssee

Auch der SIM-Karten-Kauf brachte so seine Tücken mit sich. Beim Entel-Shop gab’s keine Prepaid-Karten und dann wurde ich mehr oder weniger von einem Kiosk zum nächsten geschickt. Zum Glück traf ich irgendwann auf Stefanie, eine Kioskbesitzerin, die SIM-Karten verkaufte und mir tatsächlich auch beim kompletten Registrierungsprozess geholfen hat, da mein ausländischer Reisepass dafür nicht funktioniert. Sie hat schlussendlich alles mit ihren eigenen Daten und ihrer ID-Karte für mich erledigt. Am Ende hat sie mir noch ihre Telefonnummer gegeben und gemeint, ich hätte nun eine Freundin in Santiago – ein wahrer Engel.


Jetlag & GPT-Bekanntschaften

Pünktlich um 4 Uhr morgens war ich dann am nächsten Tag wach. Der Jetlag lässt grüßen. Ich traf mich an diesem Tag mit Athena aus Neuseeland, die ich aus der GPT-Facebook-Gruppe kenne. Sie war bereits sechs Wochen auf dem GPT unterwegs und wir konnten uns ein wenig austauschen. Nun hat sie aber vorzeitig abgebrochen, weil ihr das Ganze doch ein bisschen zu einsam war. Ich bin gespannt, wie es mir damit gehen wird.

Später erkundete ich das Zentrum und die Altstadt von Santiago. 

Parque Quinta Normal

Meine Couchsurfing-Gastgeber entpuppten sich als typische chilenische Nachteulen. Sie kommen immer erst sehr spät nach Hause. Abendessen um 22/23 Uhr ist hier völlig normal. Mir fallen jedoch immer schon um 21 Uhr die Äuglein zu. Immerhin ist es zu Hause vier Stunden später. Von daher haben wir uns die ersten zwei Tage so gut wie gar nicht gesehen.

Heute Morgen hatte ich erstmals die Gelegenheit, mit meiner Gastgeberin Tamara ein bisschen zu plaudern. Wir saßen etwa drei Stunden beim gemeinsamen Frühstück und tranken den typisch chilenischen Tee. Ihren Mann und ihren Sohn habe ich bisher nur ganz kurz zum „Hallo“ und „Tschüss“ sagen gesehen.


Heute stand tatsächlich wieder ein Treffen mit jemandem aus der GPT-Gruppe an. Das klingt jetzt vielleicht so, als würden jede Menge Leute diesen Trek machen, aber es sind eigentlich nur um die 100 Personen im Jahr und das gesamte Wegenetz umfasst mehrere tausend Kilometer. Vermutlich werde ich beim Trekking so gut wie niemanden treffen. Trotzdem ist es schön und gibt auch ein bisschen Sicherheit, sich vorher ein ein wenig auszutauschen. So traf ich mich heute zum Mittagessen mit Antoine aus Frankreich, der unter anderem mit dem Packraft unterwegs sein wird.


Großeinkauf 

Danach hieß es einkaufen, denn morgen früh möchte ich mein Abenteuer starten. Ich plane, die erste und die zweite Sektion zu kombinieren. Das heißt, ich wäre fürs Erste eine Woche jenseits der Zivilisation unterwegs. Glaubt mir: Für sieben Tage Essen einzukaufen ist eine ziemliche Herausforderung. Und vor allem ist das Ganze nicht sonderlich gesund, denn immerhin soll es vor allem satt machen und wenig wiegen. Es war schwierig da den richtigen Kompriss zu finden.



Die ganzen Lebensmittel in den Rucksack zu bekommen, war die nächste Challenge. Zudem muss ich morgen etwa sechs Liter Wasser mitnehmen, da ich vermutlich erst am Ende des zweiten Tages Wasser finden werde. Es ist nämlich sehr heiß hier und Schatten gibt es so gut wie keinen. Mit so einem schweren Rucksack war ich vermutlich noch nie unterwegs.


Ich werde wohl erst wieder von mir hören lassen, wenn ich die ersten paar Tage hinter mir habe. Wünscht mir Glück!


Eure Michi




Montag, 24. November 2025

Kleines Reise-Update: Es geht los!

By On November 24, 2025

 

Ich sitze gerade am Flughafen in Wien, und bin damit offiziell am Weg nach Santiago de Chile, wo ich morgen Nachmittag ankommen sollte. Dort werde ich die ersten drei Tage bei einer Couchsurfing-Gastfamilie verbringen. Somit habe ich noch ein bisschen Zeit den Jetlag auszukurieren, die Stadt ein wenig kennenzulernen und letzte Besorgungen zu machen - Gas und Verpflegung muss ich nämlich vor Ort noch einkaufen. 


Mit dem Gefährt sollte es gleich nach Madrid gehen, mittlerweile bereits mit einer Stunde Verspätung


Laut derzeitigem Stand sollte dann am Freitag mein großes Abenteuer starten: der Greater Patagonian Trail (kurz: GPT). 


Wenn alles gut läuft, werde ich die nächsten dreieinhalb Monate – also bis etwa Mitte März – auf dem GPT unterwegs sein. Für alle, die noch nie etwas davon gehört haben: Er ist kein klassisch markierter Wanderweg, sondern ein loses Netzwerk aus Routen und Pfaden, teilweise sogar komplett weglos, das sich durch mitunter sehr abgelegenes Gelände in Patagonien zieht. Genau das macht es für mich so spannend, aber eben auch herausfordernd. Vor allem das Rucksackgewicht wird eine ordentliche Aufgabe, denn ich werde für lange Sektionen oft viel Wasser und Verpflegung tragen müssen. Einige Sektionen sind knapp zwei Wochen lang, in denen es absolut keine Zivilsation gibt - also auch keine Möglichkeit Lebensmittel einzukaufen.


Ich bin wirklich neugierig, wie ich mit dieser Mischung aus Abgeschiedenheit, körperlicher Belastung und Dauer-Outdoorleben zurechtkommen werde. Eine so lange und einsame Wanderung habe ich bisher noch nie gemacht. Gleichzeitig gehe ich relativ entspannt an die Sache heran: Wenn ich unterwegs merke, dass es gar nicht meins ist oder größere Probleme auftauchen, habe ich absolut kein Problem damit, früher abzubrechen. Das Abenteuer soll schließlich Freude machen und kein Zwang sein.


In Santiago treffe ich außerdem übermorgen wahrscheinlich einen Franzosen, der ebenfalls den GPT wandern möchte. Er plant zwar andere Sektionen als ich, aber wir werden uns ein bisschen austauschen. Es ist immer schön, jemanden mit einem ähnlichen Ziel zu treffen – bzw jemanden, der genauso verrückt ist, monatelang zu Fuß durch Patagonien zu ziehen.


Vor mir liegt jetzt noch eine lange Anreise: im Moment warte ich auf meinen Abflug nach Madrid. Dort erwartet mich ein fünfstündiger Zwischenstopp. Und anschließend ein über 13-stündiger Flug von Madrid nach Santiago de Chile. 


Ich werde versuchen halbwegs regelmäßig von mir hören zu lassen, aber vermutlich um einiges weniger als sonst, da ich die meiste Zeit kein Mobilfunknetz haben werde und auch mit dem Strom sparen muss.


Hasta Luego!


Eure Michi