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Mittwoch, 18. Dezember 2024

Mérida - in den Anden Venezuelas

By On Dezember 18, 2024

 

Mérida, Venezuela

Angekommen in den Anden Venezuelas. Das Klima ist hier auf alle Fälle angenehmer, als an der Küste. Der Flug verlief problemlos und bei meiner Ankunft am Flughafen in El Vigía wurden mir ausnahmsweise keine lästigen Fragen gestellt. Ich hatte das Glück, dass mein Couchsurfing Gastgeber Alirio gerade in der Nähe war und mich somit gleich einsammeln konnte. El Vigía liegt nämlich etwa eine Fahrstunde von Mérida entfernt. Alirio scheint ein recht wohlhabender junger Mann zu sein. Er erzählte stolz von seinen Häusern und Autos. Ich denke wir haben wohl nicht sonderlich viele gemeinsame Interessen. Wir kamen bei seinem Haus an. Er war schon seit über einem Monat nicht mehr hier, da er sowieso mehrere Häuser in der Umgebung besitzt. Das sah man auch, deshalb bediente ich mich erstmal eines Putzlappens, um ich halbwegs wohl zu fühlen. Ansonsten ist das Haus aber sehr schön und vor allem groß. Am Nachmittag gingen wir noch auf eine Pizza. Während Alirio fast die ganze Nacht durch die Clubs und Bars zog, bevorzugte ich das Bett. 


Mérida, eine hübsche, kleine Stadt in den Anden Venezuelas


Am Samstag Morgen gingen wir gemeinsam frühstücken. Wir hielten dann noch bei einem Schlosser. Kurzerhand ließ Alirio seinen Haustürschlüssel nachmachen und drückte ihn mir in die Hand. Er müsse nämlich morgen Früh zurück zu seiner Farm in El Vigía und wisse nicht ob wir uns wiedersehen. Ich könne aber solange in seinem Haus wohnen, wie ich wolle. Wow! Das klang auf alle Fälle nicht schlecht, da es sich in Mérida bestimmt ein paar Tage - oder sogar mehr - aushalten lässt. Am Nachmittag erkundete ich den Botanischen Garten, wo ich mein Mittagessen mit hungrigen Schildkröten teilte. Während ich meine Kekse aß, kamen die gefräßigen Tierchen aus dem Wasser und schauten mich mit bettelnden Hundeaugen an. Es ging sogar soweit, dass mich eine in den Zeh gebissen hat. 


Hungrige Schildkröten im Anmarsch


Am Ende war ich von etwa fünfzehn dieser süßen Tierchen umzingelt. Eine biss mich sogar in den Zeh *lach*


Danach besuchte ich den Zoo, welchen ich dann aber mit gemischten Gefühlen wieder verließ. Es gibt dort jede Menge Wildkatzen und Wildvögel, die aber auf engstem Raum gehalten werden. Schön fand ich die kleinen Wanderwege und den Wasserfall dort. Eintritt zum Zoo: 3 USD. Am Rückweg nach Hause machte ich bereits meine 3. Schlangenbegegnung in Venezuela: auf einer Steinmauer lauerte sie gerade einer Echse auf. Da ich mich in sicherer Entfernung befand, hielt sich der Nervenkitzel diesmal in Grenzen. 


Im Zoo von Mérida 


Der Nationalpark La Culata

Über hundert Ecken bekam ich den Kontakt von Ismael. Er ist ein Freund von Angela, und den Kontakt von Angela bekam ich von Jeraldine, die auf Couchsurfing vertreten ist, sich aber im Moment im Ausland befindet. Ismael liebt es zu wandern. Kurzerhand beschlossen wir am Sonntag Morgen ein Trekking im Nationalpark La Culata zu machen. Wir trafen uns frühmorgens  im Zentrum von Mérida. Ismael war erleichtert, dass ich Spanisch spreche. Der junge Mann war ziemlich aufgeregt und bombardierte mich mit Fragen. Ich bin tatsächlich die erste Ausländerin mit der er Kontakt hat. Er selbst hat Mérida noch nie verlassen, träumt aber davon die große weite Welt zu bereisen. Sein Geld verdient er als Tätowierer. 

Wir nahmen einen Bus von Mérida nach La Culata. Das war super aufregend, denn Mérida befindet sich auf 1.600 m Seehöhe und La Culata auf 3.000m. Es ging also enge Bergstraßen hoch und wir kamen durch viele wunderschöne Bergdörfer. Kosten für die einstündige Fahrt: 0,68€. 

Im Nationalpark muss man sich erstmal registrieren und die Route angeben. Ich stellte fest, dass sich die Höhe bemerkbar machte und ich ziemlich kurzatmig war. Wahrscheinlich auch deshalb, weil ich die letzte Zeit auf Meereshöhe verbracht habe. Wir wanderten durch das Valle Muerto (Totes Tal) bis zum zweiten Refugio - ein simpler Unterstand aus Steinen gebaut. Dort am Fluss machten wir eine Mittagspause, bevor wir uns wieder an den Rückweg machten. Insgesamt waren wir sechs Stunden unterwegs. Von La Culata aus versuchten wir es per Autostopp zurück, da es nur sehr wenige Busverbindungen (zwei oder drei am Tag) gibt. Zwei Mopedfahrer nahmen uns ein Stück mit. Ohne den Motor anzulassen, rollten wir die steilen Bergstraßen hinunter, um Sprit zu sparen.  


Wir starteten unsere Wanderung auf 3.000m Seehöhe.



Das zweite Refugio

Ismael

Das Geheimplätzchen am Fluss

Ich freute mich sehr, als mir am Abend Angela schrieb, dass sie mir am Montag ein Geheimplätzchen an einem Fluss zeigen möchte, wo wir baden könnten. Die Wanderung war nicht sonderlich lange, aber sehr aufregend. Wir mussten über ein paar Zäune klettern bis wir schließlich an einem glasklaren, eiskalten Fluss ankamen. Meine Freude war groß, denn ich liebe eiskaltes Wasser. Mich erstaunte der Abenteuergeist der 25-jährigen Angela, denn die meisten Latinas, die ich in Venezuela kennengelernt habe, interessieren sich eher für Shopping und Schminken. Wandern ist vielen komplett unbekannt. Noch mehr erstaunte mich, dass sie sich kurzerhand splitternackt in die kalten Fluten stürzte. Sie meinte, dass sie so etwas mit ihren Freunden hier niemals machen könnte, da dies gegen alle soziokulturellen Regeln in Venezuela verstoßen würde. Da sie aber gehört hatte, dass wir da in Europa offener wären, nutzte sie dies gleich in vollen Zügen aus. Angela liebt es zu zelten und zu trampen. Sie gab mir dutzende Geheimtipps für die Umgebung rund um Mérida mit auf den Weg. Da ich nun ein eigenes Haus hier habe und es allerhand zu erkunden gibt, könnte ich mir vorstellen, dass ich etwas länger bleibe als ursprünglich geplant ;)

Mit Angela an ihrem Geheimplätzchen am Fluss


Als wir später noch durch Mérida schlenderten gönnten wir uns eine Cocada. Es ist ein Getränk, das aus frischem Kokoswasser und dem Fruchtfleisch der Kokosnuss gemixt mit Eiswürfeln und ein bisschen Zucker besteht. Ich liebe es!


Der Plan für morgen ist es, das Bergdörfchen La Azulita zu besuchen, wo ich wahrscheinlich auf einer Farm unterkommen kann. Bin aber noch am Recherchieren. 


Hasta luego!

Eure Michi :)








Freitag, 13. Dezember 2024

Isla Margarita - einsame Strände und jede Menge Fisch

By On Dezember 13, 2024

 

Isla Margarita, Venezuela

Ich verliebte mich auf Anhieb in meine Unterkunft in Playa el Agua: Posada Mauii. Für 10 USD/Nacht habe ich hier ein sauberes Zimmer mit Klimaanlage, einen Pool und eine Outdoor-Küche, welche sich gleich neben dem Pool befindet. Außer mir ist nur ein weiterer Gast hier. Xiomara - die Mutter der Besitzerin - empfing mich freundlich und zeigte mir alles.


Podasa Mauii in Playa el Agua


Der Strand liegt nur wenige Gehminuten von meiner Unterkufnt entfernt. Kilometerlange, menschenleere, schneeweiße Sandstrände. Seit sich Venezuela in der Wirtschaftskrise befindet und als sehr unsicheres Reiseland eingestuft wird, bleibt der Tourismus fast gänzlich aus. Ein leerstehendes Hotel  nach dem nächsten. Supermarkt - Fehlanzeige! Nach ewig langem Suchen und Herumfragen konnte ich wenigstens eine Mini-Tienda ausfindig machen. Es gab dort aber vorwiegend Kekse und Alkohol. Kein Gemüse, kein Obst. Also entschied ich mich für Brot, Eier und Käse. 


Playa el Agua: Kilometerlange, menschenleere Traumstrände


Als ich am Dienstag Morgen gerade beim Frühstücken war, machte ich Bekanntschaft mit dem anderen Gast meiner Unterkunft: William, ein 42-jähriger Kolumbianer, der zum ersten Mal verreist. Zuhause hat er eine Kaffeefarm. William möchte mit seinem Motorrad durch Südamerika reisen. Nun steckt er aber schon seit einer Woche in der Unterkunft fest, da etwas an seiner Maschine kaputt ist. Er hat sich leider zu wenig über Venezuela informiert, weshalb ihm nicht klar war, dass es hier fast unmöglich ist an Bargeld zu kommen. Aus diesem Grund sollte man jede Menge Cash dabei haben. Man kann zwar in größeren Städten oft mit Karte zahlen, aber Bankomaten sind nicht wirklich nutzbar. Nun versucht er schon seit Tagen irgendwie Bargeld aufzutreiben. 


Cabo Negro - ein einsamer Traumstrand

Als Fernando und Lilly mir vorschlugen am Nachmittag eine Wanderung zum Cabo Negro zu machen, war ich natürlich sofort einverstanden. Kurzerhand beschloss auch William mitzukommen. Und Victor - der 12-jährige Nachbarsjunge von Fernando - war sowieso immer mit dabei. Bei der traumhaften Bucht angekommen, verschwand Fernando für zwei Stunden mit Taucherbrille und Harpune im Meer. Zurück kam er mit zwei Prachtexemplaren von Fischen, die er erlegt hatte. Der kleinere Fisch wurde direkt am Strand zu Ceviche verarbeitet. 


Ich lernte auf der Wanderung wieder eine neue essbare Frucht kennen: pinken Kaktus-Pfefferonis. Sie schmecken ähnlich wie Drachenfrucht. Wenn sie reif sind, kann man die einfach aus der Watte des Kaktusses herausziehen. 


Playa Cabo Negro

Fernando beim Ausnehmen der Fische


Mit dem Einverständnis von Xiomara durften Fernando, Lilly und Victor am Abend noch mit zu uns in die Unterkunft kommen, damit wir den größeren Fisch zubereiten konnten. Er wurde ein lustiger Abend, der in ein kleines Trinkgelage ausartete. Zumindest für William, der sonst scheinbar nie Alkohol trinkt, dafür an diesem Abend aber fast eine ganze Flasche Rum leerte. 


Noch mehr Fisch

Xiomara wollte unbedingt am nächsten Tag mit William und mir nochmals zum Cabo Negro wandern. Sie war nämlich noch nie dort. Gesagt getan. Sie unterschätzte die Wanderung jedoch etwas, weshalb wir beschlossen, besser den Fischern bei der Arbeit zuzusehen und uns das letzte Stück zu sparen. Leider war der Fang eher spärlich, vor allem im Anbetracht der Tatsache wie lange und hart sie dafür gearbeitet haben. Wir beschlossen ihnen die drei größten Fische abzukaufen. Mit dem frischen Fang ging es zurück in die Posada, wo wir uns erneut super leckere Ceviche (= roher Fisch mit Limettensaft, Zwiebeln und Tomaten) zubereiteten. Es ist übrigens einer meiner absoluten Lieblingsgerichte! 


Fischer bei der Arbeit.

Wir kauften ihnen drei Fische ab. 

Ceviche mit Platanos


Hotelruinen

Am späten Nachmittag nahmen William und ich ein Sammeltaxi nach Porlamar. 2,50 USD kostete die halbstündige Fahrt pro Person und wir waren sogar die einzigen Fahrgäste. Discomusik so laut, dass das ganze Gefährt vibrierte inklusive. Am Plaza Bolivar trafen wir uns mit Fernando, Lilly und Victor. Fernando hatte schon wieder einen abenteuerlichen Plan für uns parat: das seit 10 Jahren leerstehende Hotel Lagunamar aufsuchen. Die Anlage ist riesig, mir mehreren Pools, Restaurants, etc. Nun liegt alles in Trümmern, nur noch ein paar Fledermäuse wohnen dort. Es war eines der besten Hotels des Landes. 


Das ehemalige Hotel Lagunamar liegt nun in Trümmern


Auf der Rückfahrt stoppen wir für ein "Perro Caliente" (= Hotdog), ein beliebter venezolanischer Straßen-Snack. Zwei Stück bekommt man für 1,50 USD - es lässt sich also auch allerhand sehr preiswertes hier finden. 


Die Nacht verlief wieder aufregend. Zuerst Stromausfall (was eigentlich an der Tagesordnung steht hier), den ich eigentlich nur bemerkte, weil es im Zimmer ohne die Klimaanlage sofort super warm wurde. Danach mehrere Schüsse. Ich schoss sofort auf und schaute vorsichtig aus dem Fenster. Wurde vielleicht unsere Posada gerade überfallen? Ich bemerkte nichts dergleichen. Eine halbe Stunde später wieder Schüsse...

Am Morgen erklärte mir Xiomara, dass der Nachbar öfters Schüsse abfeuere. Den genauen Sinn der Sache habe ich aber nicht verstanden. 


Playa Care Care - schon wieder eine Schlange!

Meinen letzten vollen Tag auf der Insel wollte ich zur Abwechslung wieder einmal mit etwas mehr Bewegung verbringen, was bei der Hitze ziemlich herausfordernd ist. Ich beschloss zum Playa Care Care zu wandern. Die Mittagssonne brannte erbarmungslos vom Himmel. In der kargen Gegend wachsen lediglich Kaktusse und Dornengestrüpp. Zu meiner großen Freude fand ich wieder jede Menge der leckeren pinken Kaktus-Pfefferonis. 

Playa Care Care

Nach einem erfrischenden Bad und einem kleinen Snack machte ich mich an den Rückweg. Und wieder einmal kam es zu einer sehr unschönen Begegnung. Der Weg war teilweise recht verwachsen. Und gerade da wo ich meinen nächsten Schritt hinsetzen wollte, bemerkte ich im letzten Moment eine riiiiesige Schlange. In Zeitlupe ging ich langsam rückwärts, während die Schlange sich langsam von mir weg bewegte. Leider sah ich nicht genau, wohin sie sich bewegte, was zur Folge hatte, dass ich mich etwa 15 Minuten nicht mehr weitergehen traute, da ich das Viech noch irgendwo dort vermutete. 


Leider konnte ich den Kopf der Schlange nicht sehen

Kurze Zeit später hielt ein Moped neben mir. Es war einer der Fischer, von denen wir gestern den Fisch gekauft hatten. Als ich ihm das Foto von der Schlange zeigte, meinte er sofort: "Muy peligroso!" (= sehr gefährlich). Er bot mir an mich ein Stück mitzunehmen, was ich natürlich dankend annahm. 


Den Rest des Tages verbrachte im Pool. Nun ist es aber auch schon wieder vorbei mit dem karibischen Flair und den warmen Temperaturen. Heute geht es nämlich weiter nach Merida - ein Ort in den Anden Venezuelas. Um 6:30 Uhr brachte mich Xiomara zum Flughafen. Ich war heilfroh, als ich mein Flugticket in Händen hielt, denn vielleicht könnt ihr noch erinnern, dass die etwas unmotivierte Dame beim Ticketkauf vor einer Woche, meine Daten falsch notiert hatte. 




Wir hören uns also wieder aus Bergen!


Eure Michi :)







Montag, 9. Dezember 2024

Karibik-Feeling auf der Isla Margarita

By On Dezember 09, 2024

 

Playa el Agua, Isla Margarita, Venezuela

Während ich am Freitag noch am Flughafen in Puerto Ordaz war und gerade erfolgreich den Check-in hinter mich gebracht hatte, stand plötzlich ein junger Mann von mir. Ich verstand ihn nicht auf Anhieb und versuchte ihn abzuwimmeln, da ich mir dachte er möchte mir etwas verkaufen. Der Gute ließ nicht locker und hielt mir eine Packung Waffeln hin. Wie sich herausstellte hat Danyelis ihren Kusö zu mir an den Flughafen geschickt, um mir eine Packung ihrer selbstgemachten Waffeln zu bringen. Wie süß ist das bitte?!


Der Flug startete pünktlich und wir waren keine 40 Minuten in der Luft. Als ich aus dem Flugzeug trat wehte mir ein heißer Wind ins Gesicht. Nach unendlich vielen Fragen des Beamten am Flughafens hieß es dann endlich "Bienvenida a la Isla Margarita". 


Die Ilsa Margarita liegt gehört zu Venezuela und liegt im Karibischen Meer. Sie ist - bzw war vor der Krise - ein beliebtes Urlaubsziel der Venezolaner. Daneben kommen noch haufenweise Russen. Seit ein paar Jahren gibt es nämlich Direktflüge von Russland hierher. Die russischen Touristen halten sich aber vorwiegend in ihren All-inclusive Hotels auf und verlassen diese auch meistens nicht.  Generell ist der Tourismus auf der Insel in den letzten Jahren ziemlich eingebrochen. 


Isla Margarita, Venezuela


Mission Rückflugticket

Meine erste Aufgabe war es gleich hier am Flughafen ein Rückflugticket zu kaufen. Man würde glauben, so etwas wäre doch einfacher online zu machen - nicht so in Venezuela. Teilweise haben die Airlines gar keine Webseiten oder sie wurden einfach seit Ewigkeiten nicht aktualisiert. Es dauerte eine Weile bis die Dame am Schalter beschloss ihr Handy wegzulegen und mir Beachtung zu schenken. Die nächsten Schritte gingen alle in Zeitlupe vonstatten. Sie brauchte jede Menge Daten von mir. Darunter auch meine E-Mail Adresse und Handynummer. Ich schrieb sie ihr extra mit meinem Handy auf, damit es zu keinen Missverständissen kommt. Nach 40 Minuten hielt ich tatsächlich so eine Art Kassenzettel in Händen, wo drauf stand, dass ich in einer Woche nach El Vigía fliegen würde. Bei genauerem Betrachten fiel mir aber auf, dass sie meine E-Mail Adresse völlig falsch aufgeschrieben hatte. Als ich sie darauf hinwies dauerte es noch einmal gute 15 Minuten, bis sie es ausgebessert hatte. Als mir später noch auffiel, dass auch meine Handynummer auf dem Zettel absolut nicht stimmte, beschloss ich das so hinzunehmen. Ich hoffte einfach, dass die Buchung gemacht wurde, da mir bis zum heutigen Tag der Flugpreis von 60 USD nicht von meiner Karte abgebucht wurde. Im besten Fall fliege ich gratis ;) 


Auf geht's zu Milli

Ich wurde von Fernando vom Flughafen abgeholt. Er ist auf Couchsurfing, konnte mich aber nicht bei sich zu Hause aufnehmen. Ein Freund von ihm - Milli - ein älterer italienischer Herr, hätte aber angeboten, dass ich ein paar Tage bei ihm bleiben könne. Das klang doch perfekt. Fernando ist Mechaniker und holte mich in seinen Arbeitsklamotten ab. Er und seine Freundin Lilly ließen es sich nicht nehmen, mich dann sogar noch auf eine Pizza einzuladen. Ich glaube ich habe es schon öfters erwähnt: Die Gastfreundschaft hier ist einfach unglaublich. Danach begleitete ich Fernando zu seiner Arbeitsstelle. Er hatte nämlich noch eine Stunde bis Dienstschluss. Anschließend ging es zum Shoppen bis wir dann am späten Nachmittag bei Milli ankamen. Er ist Fischer und wohnt in einem einfachen Haus in Puerto Moreno. Ich würde sagen er ist ein typischer, termperamentvoller Italiener. Nach einigen gescheiterten Beziehungen leide er nun etwas unter Depressionen und es tue ihm gut nicht immer ganz alleine zu sein. Nach einem abendlichen Bad im karibischen Meer mit Fernando & Co ging es dann mit Milli und zwei seiner italienischen Kollegen auf einen Drink. 


Ein nächtliches Bad im karibischen Meer :)


Fischen

Die erste Nacht lief so lala. Ich habe ein super schönes Zimmer bei Milli, aber leider gibt es keine Klimaanlage und der Ventilator läuft eher schlecht als recht. Bei nächtlichen Temperaturen von etwa 30°C war das eine ziemlich schwitzige Angelegenheit. Und wie es sich für eine Karibik-Insel gehört war bei den Nachbarn die halbe Nacht Fiesta mit unglaublich lauter Musik angesagt. Nicht zu vergessen das penetrante Hahnengeschrei, das eigentlich nonstop lief. Als ich gegen Morgen einschlief wurde ich schon sogleich wieder geweckt: "Chicaa!! Muchacha!! Vamos a pescar! Levántate!". Milli wollte mich mit zum Fischen nehmen. Da konnte ich natürlich nicht nein sagen. Mit dem Moped und zwei Angeln fuhren wir zum Fischerhafen, wo sein Fischerboot stand. Die nächsten vier Stunden verbrachten wir auf hoher See und ergatterten zwei Prachtexemplare von Fischen. Zwischendurch gab es natürlich auch einen Badestopp im badewannenwarmen Wasser.


Das erste Prachtexemplar von Fisch

Milli am Fischen. Die Vögel wollten uns den Köder klauen *lach*

Unser Fang


Am Nachmittag machte ich noch einen ausgiebigen Küstenspaziergang zum Faro de Punta Ballena


Ein Küstenspaziergang zum Faro de Punta Ballena


Am Abend kochten wir dann den gefangenen Fisch


Auf der Isla Margarita ticken die Uhren langsamer

... das habe ich ja eigentlich schon bei meiner Ankunft am Flughafen bemerkt. Aber der absolute Wahnsinn sind Supermarkteinkäufe. Man sollte mindestens eine Stunde einplanen um zwei Bananen zu kaufen. Wenn ein, zwei Leute vor einem an der Kassa stehen, kann die Wartezeit schon mal eine halbe Stunde dauern. Ist man dann endlich dran, muss man zuerst sämtliche Daten angeben: Reisepassnummer, Telefonnummer, Adresse, etc. Man ist natürlich nicht verpflichtet alles wahrheitsgemäß anzugeben, da es sowieso nicht kontrolliert wird. Dann wird die Ware gescannt. Wenn man nun mit Karte zahlen will, muss man nochmals die Reisepassnummer angeben. Hat man also vorher geflunkert, sollte man sich auf jeden Fall die falsche Nummer gemerkt haben. Nun merkt die Dame an der Kassa, dass aus unerklärlichen Gründen kein Kassazettel gedruckt wurde. Sie steht erstmal fünf Minuten ratlos da. Irgendwann holt sie sich Hilfe. Nun stehen fünf Leute ratlos da. Sie beschließt, dass sie die Ware nochmals scannen muss. Das ganze Prozedere wiederholen wir dreimal. Nichts. Das große Problem ist, dass man beim Verlassen des Supermarkts dem Mann beim Ausgang seinen Kassenzettel präsentieren muss, damit dieser nochmals kontrollieren kann, dass man auch ja nichts gestohlen hat. Aber wie soll das nun gehen ohne Kassenzettel? Nach ewig langem Herumdiskutieren erlaubte der Mann, dass ich den Supermarkt ohne Kassenzettel und mit den Bananen - die ich ja schon lange gezahlt hatte - verlassen durfte. Das ist auf alle Fälle nichts für schwache Nerven oder Menschen, die unter Ungeduld leiden. Solche und ähnliche Situationen hat man in sämtlichen Shops täglich. Millis größtes Problem war aber, dass sie kein Brot hatten. Scheinbar sei das Gas ausgegangen, weshalb sie erst in vier Tagen wieder Brot backen könnten (??). 

Mopedtour mit Milli

Am Sonntag beschloss Milli mich mit seinem Moped einmal um die Insel zu fahren und mir die schönsten Strände zu zeigen. Es gibt hier tatsächlich einen karibischen Traumstand nach dem nächsten. So gut wie alle menschenleer. Zwischendurch sieht man leerstehende Hotels oder Unterkünfte, die sich für Touristen parat gemacht haben .... nur kommt niemand. Die Einheimischen hören aber scheinbar nicht auf zu hoffen. Es ist wirklich traurig was die Krise mit dem Land gemacht hat. Niemand hat mehr Geld. Auch Milli liebt es den ganzen Tag darüber zu klagen, dass er überhaupt keine Asche mehr hätte. 

Mopedtour um die Insel mit Milli



Der Ausflug war außerordenlich schön... und heiß. Mit einem halben Sonnenstich - nach all diesen Stunden am Moped in der prallen Sonne - war ich froh etwas in den Schatten zu können. Auch Milli hat wohl zu viel Sonne abbekommen. Er beschloss nämlich sich mit seinen italienischen Freunden zu prügeln, da diese ihn hintergangen hätten. Das war mir nun fast zu viel Action. Ich war heilfroh, als ich einen Anruf von Fernando bekam, der mir erklärte  ich sollte mich parat machen, denn wir fahren auf eine Farm. Fernando konnte mich später im Auto etwas beruhigen: ich solle Milli nicht immer so ernst nehmen. Die Farm gehört einem Freund von Fernando und ist riesig mit allerhand Gemüse, Obst und Getier: Kühe, Ponys, Esel, Pferde, Ziegen, Schweine, Schafe, Hunde, Katzen, Schildkröten, Papageien usw. Für uns waren vor allem die Mangobäume interessant. Wir schlugen uns die Bäuche voll und durften auch noch einen riesigen Kübel Mangos mitnehmen. 

Ich war froh, dass Milli ohne irgendwelche Verletzungen von seiner Schlägerei zu Hause in der Hängematte lag. 

Heute Morgen ging es für mich weiter nach Playa El Agua. Hier habe ich mir eine nette AirBnB Unerkunft für die nächsten drei Tage gebucht. 


Hasta Luego!

Eure Michi :)






Freitag, 6. Dezember 2024

Weihnachtsstimmung in Puerto Ordaz

By On Dezember 06, 2024

 

Puerto Ordaz, Venezuela

Der Ridery-Fahrer setzte mich vor dem Zuhause meiner Gastgeberin Danyelis ab. Sie erwartete mich schon an der Straße. Danyelis lebt in einem Wohnblock. Auf den ersten Blick sicher nicht der nobelste. Auch ihre Wohnung ist recht einfach gehalten. Sie entschuldigte sich für die Müllsäcke, die im Wohnzimmer herumstanden. Aus irgendwelchen Gründen sei die Müllabfuhr wieder einmal nicht gekommen. Aber dafür hat sie wieder Strom, der lief nämlich die letzten Stunden auch nicht. Nur das Wasser würde wohl die nächsten Tage ausbleiben. Es gab im Moment so eine Art "Notwasserversorgung" aus einem einzigen Wasserhahn in der Wohnung, wobei dieses farblich eher Schwarztee glich. Alles ganz alltägliche Probleme in Venezuela. Nichtsdestotrotz fühlte ich mich sofort wie zu Hause bei ihr und ihren zwei Töchtern Francis (7) und Grace (14). Nicht zu vergessen die sieben Katzen. Eine Katzenmama mit 5 Babys und noch eine schwangere Katze. Danyelis hatte bereits etwas für mich gekocht und war ständig bemüht darum, dass ich mich wohl fühle. Sie hatte sogar extra ihr Schlafzimmer geräumt, damit ich in ihrem Bett schlafen könne. Sie und die Mädels würden auf einer Matratze im Wohnzimmer schlafen. Ich bin immer wieder aufs Neue gerührt von der herzlichen Gastfreundschaft der Menschen hier. 


Parque La Llovizna, Puerto Ordaz

Francis und die schwangere Katze ;)


Die Wirtschaftskrise in Venezuela

Danyelis erzählte mir freudig von ihrem Business, das sie erst vor kurzem gestartet hatte: Sie macht Waffeln und verkauft diese. Dazu hat sie einiges an Werkzeug bei sich zu Hause herumstehen. Der Job perfekt, denn nun könne sie von zu Hause aus arbeiten und mittlerweile habe sie so viele Aufträge, dass sie oft die halbe Nacht durcharbeiten müsse. Eine feste Anstellung rentiert sich fast nicht, da die Bezahlungen unterirdisch sind. Der Mindestlohn im Land liegt bei gerade einmal 30 USD im Monat, wovon man unmöglich leben kann. Wir trafen später noch zwei Freundinnen von ihr. Sie sind Krankenschwestern. Der Lohn für diesen Job liegt zwischen 30 und 120 USD im Monat - je nach Spezialisierung. Es ist wirklich unglaublich. Vor allem im Anbetracht der Tatsache, dass die Supermärkte hier teurer sind als in den meisten Ländern Europas. Ich kann mehr und mehr verstehen, wieso massenweise Venezolaner versuchen das Land zu verlassen. Es ist fast unmöglich unter solchen Umständen zu (über)leben. Scheinbar sind die wirtschaftlichen Verhältnisse mittlerweile besser geworden, aber immer noch weit weg von halbwegs lebenswert. 


Danyelis beim Zubereiten ihrer leckeren Waffeln 


Während wir mit den zwei Freundinnen durch Puerto Ordaz fuhren, kamen wir auf das Thema "Tanken" zu sprechen, da ich eine kilometerlange Autokolonne am Straßenrand sah. Zuerst dachte ich sie würden dort parken, doch bei genauerem Hinsehen, bemerkte ich, dass dort überall Leute drin saßen oder lagen. Ich wurde aufgeklärt, dass dies die Warteschlange für eine Tankstelle sei. Sie zog sich ohne Übertreibung durch die ganze Stadt. Man muss im Schnitt mit sechs Stunden Wartezeit rechnen um zu tanken. Am besten sei es wenn man sich um zwei oder drei Uhr nachts anstellt. In den schlimmsten Zeiten der Krise hätte man sogar zwei, drei Tage warten müssen. Kann sich das irgendjemand vorstellen? Venezuela ist das Land mit den größten nachgewiesenen Ölreserven der Welt. Früher war der Sprit hier fast kostenlos. Mittlerweile ist das Tanken eine absolute Horror-Tortur geworden. Die einst stolze Ölindustrie des Landes ist den Bach runter gegangen. Gründe dafür sind, dass die Anlagen nicht mehr instand gehalten werden. Zudem kann Venezuela nicht mehr so viel Öl am Weltmarkt verkaufen, da das Land hoch verschuldet ist und seine Kredite in Form von Öllieferungen zurückzahlen muss. Traurig. 


Ganz nebenbei erzählte mir Danyelis, dass sie in ein paar Tagen nach Europa fliegen würde um ihren Verlobten aus der USA dort zu heiraten. Sie bräuchte nur noch ein Brautkleid. Ich sollte ihr dabei helfen, einen Stoff auszusuchen. Ich staunte wie sie so relaxt sein konnte, ein paar Tage vor ihrem großen Tag. Wir fanden einen schönen Stoff wovon sie 3 Meter kaufte. Nun hoffte sie, dass ihre Schwester in den nächsten Tagen Zeit haben würde, um ihr das Kleid zu nähen. 


Parque La Llovizna

Nachdem Grace und Francis am Dienstag Morgen in die Schule gebracht wurden, besuchten Danyelis und ich den Parque La Llovizna. Es handelt sich dabei um einen wunderschönen Park mit eindrucksvollen Wasserfällen. 



Danyelis und ich 



Es weihnachtet sehr!

Am Abend besuchten wir den "Parque La Navidad" (Weihnachtspark). Die Venezolaner lieben Weihnachten und kitschige Dekos. Im Anbetracht der Tatsache, dass es aber sonst an allen Ecken und Enden an finanziellen Mitteln im Land fehlt, ist das Ganze vielleicht doch etwas fragwürdig. 




Am Mittwoch Morgen besuchte ich gemeinsam mit Danyelis ihre Tochter Francis in der Schule. Selbst dort ist alles weihnachtlichst dekoriert. 


Besuch einer Grundschule in Puerto Ordaz


Heute ist ein großer Tag, denn in allen Klassen werden "Hallacas" zubereitet. Es handelt sich dabei um ein traditionell venezolanisches Gericht für die Weihnachtszeit. Geschichtlich haben die Hallacas eine lange Tradition und jede Region und Familie hat ihr eigenes Rezept. Eine Maismasse wird mit verschiedenen Zutaten (Fleisch, Rosinen, Zwiebeln, Oliven, Eier ....) gefüllt, dann in Bananenblätter eingewickelt und gekocht. Es ist ähnlich wie Tamales, welche es in vielen Ländern Südamerikas gibt. 


Francis beim Zubereiten von Hallacas


Gegen Mittag verabschiedete ich mich von Danyelis und zog in ein Airbnb um. Sie hätte mir zwar angeboten noch weitere Tage bei ihr zu wohnen, aber ich wusste, dass sie noch super viel zu tun hatte für ihre Reise nach Europa und wollte nicht zusätzlich zur Last fallen. Das Airbnb ist etwas außerhalb des Zentrums in einer sehr ruhigen Gegend. Es werden mehrere Zimmer vermietet, wobei ich aber der einzige Gast war. 


Parque Cachamay

Gestern ließ ich mich mit dem Mototaxi zum Parque Cachamay bringen. Auch hier gibt es Wasserfälle und Dschungel zu sehen. Leider wird der Park schon seit längerem nicht mehr wirklich gewartet, denn es sieht alles ziemlich heruntergekommen und verlassen aus. Ein paar wenige Leute hielten sich im Eingangsbereich des Parkes auf, der Rest war vollkommen leer. Die meisten eingezeichneten Wanderwege waren komplett verwachsen, nur auf dem Hauptweg kann man noch gut wandern. Ich verbrachte etwa zweieinhalb Stunden dort. Als ich schon recht tief im Dschungel drin war und plötzlich ein Warnschild vor Tigern am Baum angebracht war, überkam mich ein komisches Gefühl. Ich erinnerte mich dann noch, dass Danyelis mir erzählt hatte, dass man dort in der Gegend vor Kurzem eine riesige Anakonda gesichtet hatte.  Also beschloss ich umzudrehen. Außer Affen, Vögeln, Echsen und Schmetterlingen sah ich aber keine weiteren Tiere. 


Parque Cachamay in Puerto Ordaz


Am Donnerstag Abend ging es zum Abschied mit den Mädels noch in eine Karaoke Bar. 

Nun warte ich auf meinen Flug auf die Isla Margarita. Mal sehen, was dort für Abenteuer auf mich warten!


Hasta luego!


Eure Michi :)





 => Hier findest du noch mehr Fotos von Puerto Ordaz <=






Montag, 2. Dezember 2024

Busfahren in Venezuela

By On Dezember 02, 2024

 

Puerto Ordaz, Venezuela

Am Busbahnhof von Santa Elena wurde ich sogleich von Ticketverkäufern umringt, die alle wollten, dass ich mit ihrem Busunternehmen fahre. Vermutlich bekommen sie Provisionen dafür. So wird man eigentlich auf allen Busbahnhöfen in Venezuela begrüßt. Da darf man sich auf keinen Fall zu viel stressen lassen und sollte gut vergleichen. Ich hatte mir im Vorhinein bereits über WhatsApp ein Ticket von Expresos San Cristobal reserviert. Die meisten Unternehmen haben nämlich keine Webseite, da zu teuer, also bucht man über WhatsApp. Ich habe dieses Unternehmen vorwiegend wegen der Toilette an Board gewählt. Wie mir Sergio am Weg zum Busbahnhof erklärte, war das leider keine gute Idee, denn die großen Busse mit Klo brauchen noch viel länger als die kleineren. Ich konnte mir nur schwer vorstellen, dass wir länger als das letzte Mal brauchen würden. Ihr erinnert euch, ich war 27 Stunden im Bus, davon waren 17 Stunden von Puerto Ordaz nach Santa Elena. Nun  rechnete ich diesmal großzügigerweise mit 17-20 Stunden nach Puerto Ordaz


Wie bestellt, war ich um kurz vor 16 Uhr an dem besagten Busbahnhof und zahlte dem WhatsApp Herren mit der Bierfahne die 30 USD für die Fahrt. Um 17 Uhr sollte es losgehen. Tatsächlich stand der Bus um kurz nach 17 Uhr parat. Meine anfängliche Freude verging mir recht schnell wieder. Bei genauerem Betrachten, war dieser Bus mindestens so desolat wie der vom letzten Mal. Ich stellte erstaunt fest, dass es wieder derselbe Fahrer war. Er erkannte mich natürlich, denn eine "Gringa" (so werden Touristinnen in fast ganz Südamerika genannt) sieht man hier nicht alle Tage. Eine Riesenhorde von Menschen scharte sich um den Bus. Und sie kamen alle mit Unmengen an Gepäck an, darunter sogar Kühlschränke und Möbelstücke. Ich konnte mir nie im Leben vorstellen, wie das alles da rein passen sollte. Sage und schreibe eineinhalb Stunden hat es gedauert bis die Leute und ihr Gepäck endlich alle im Bus verstaut waren. Es gab unglaubliche Diskussionen, da für Übergepäck scheinbar extra bezahlt werden musste usw. 


Unser etwas desolate Bus

Hier wurde schon allerhand provisorisch geklebt

Unmengen von Gepäck wurden angeschleppt


Ich war froh, einen Fensterplatz bekommen so zu haben. Die Klima lief auf etwa 15°C - zum Glück war ich dafür gewappnet und hatte einen warmen Pulli und eine Decke dabei. Gegen 18:30 Uhr fuhren wir los. Nach fünf Minuten standen wir bereits wieder. Keiner wusste wieso. Um 19 Uhr ging es dann weiter für 10 Minuten. Die erste Polizeikontrolle. Wir standen in einer Kolonne hinter anderen Bussen. Fast zwei Stunden dauerte es. Zuerst ewig warten, dann kam die Polizei mit ihren Maschinengewehren in den Bus. Mein Pass wurde mir abgenommen und sie verschwanden damit. Das Gepäck der Leute ist übrigens mit der Reispassnummer versehen. Irgendwann bekam ich meinen Pass wieder. Nun begann die Polizei tatsächlich das ganze Gepäck der Passagiere auszuräumen. Kartons wurden aufgeschnitten und Koffer genauestens durchsucht. Hier in der Grenzregion zu Brasilien wird nämlich sehr viel geschmuggelt. Wie einige andere der Passagiere stieg ich aus, um nach meinen Sachen zu schauen. Meinen Rucksack sah ich nirgends. Ich beschloss einfach darauf zu vertrauen, dass er wieder irgendwo im Bus verstaut wurde. 


Eine Polizeikontrolle nach der nächsten sorgte für eine unruhige Nacht. 


Im Verlauf der weiteren Fahrt gab es ungefähr alle 30 - 60 Minuten Polizeikontrollen. Diese gingen zum Glück schneller über die Bühne. Aber die Sinnhaftigkeit davon verstehe ich immer noch nicht ganz. Die Nacht verlief dementsprechend eher schlaflos. Das WC an Board war zum Glück tatsächlich vorhanden. Leider stand am Boden etwa 2cm Urin, was ich zu spät bemerkte und meine Hose leider etwas in Mitleidenschaft zog. Aber da gibt es ja echt Schlimmeres. Wie zum Beispiel, dass mir dann noch mein Orangensaft in der Handtasche auslief und alles klatschnass war. Das blöde am WC-Gang war zudem noch, dass ich die etwas festere Frau neben mir immer wecken musste. Und dann noch den Typen, der seinen Sitzplatz vor dem Klo hatte. Er musste nämlich seinen Sitz von der Liegeposition in die Sitzposition bringen, damit die Tür aufging. Wenn man dann endlich drin war, musste man mit einer Hand krampfhaft die Türe zuhalten, da das Schloss kaputt war und die Tür sonst immer aufgegangen wäre. Aber ich denke, das gehört alles zum Abenteuer "Busfahren in Venezuela" dazu. 


Um 6:30 Uhr hieß es Frückspause. Sie dauerte geschlagene zwei Stunden. Ich konnte dort 10 USD in Bolivares umtauschen. Dafür bekam ich einen Riesenstapel 10-Bolivares-Scheine (48 Bolivares = 1 USD; das heißt ich hatte dann 48 Scheine!!). So einen Pack Geld bekommt man natürlich niemals in eine Geldbörse, deshalb habe ich mittlerweile angefangen es so wie die Einheimischen zu machen: einfach die Scheine mit einem Gummiring bündeln. 


Als wir mittags immer noch weit von Puerto Ordaz entfernt waren, wurde ich schön langsam ungeduldig. Ich habe meiner Couchsufing Gastgeberin Danyelis nämlich gesagt, dass ich so gegen 9 Uhr morgens ankommen würde. Das Ende der Geschichte ist, dass wir um 15:30 Uhr ankamen. Unglaubliche 22 Stunden war ich in diesem Bus! Man muss dazu sagen, dass die Straßen in einem unheimlich schlechten Zustand sind und wir teilweise nur im Schritttempo fahren konnten. Insgesamt haben wir 600 km zurück gelegt. Ich war ziemlich erleichtert, dass auch mein Rucksack das Ziel erreicht hatte. 


Nun habe ich erstmal genug von langen Busfahrten. Obwohl es auf jeden Fall zu einem authentischen Reiseerlebnis dazu gehört. Man knüpft auf den Fahrten tolle Bekanntschaften und lernt Land und Leute richtig kennen. Aber mein Pensum ist vorerst erreicht und ich habe kurzerhand beschlossen am Freitag auf die Isla Margarita zu fliegen. Das liegt auch daran, dass ich ein super billiges Ticket - für venezolanische Verhältnisse - gefunden habe: um 45 USD. 


Hasta luego!


Eure Michi :)