Cuenca - Kolonialer Charme und der atemberaubende Cajas Nationalpark
Cuenca, Ecuador
Von Baños nach Cuenca
Um 8:45 Uhr startete der Bus von Baños nach Cuenca. Laut der Ticketverkäuferin sollte es eine 6-stündige Fahrt werden. Daraus wurden - wie mir eigentlich schon klar war - acht Stunden. Es ging durch eine beeindruckende Andenlandschaft hinauf auf etwa 4.000m Seehöhe. Wir durchquerten einige kleine Bergdörfer, wo man indigene Frauen in ihren bunten Kleidern an den Marktständen beobachten konnte. Wir stoppten mehrmals und Verkäufer mit Nüssen oder Obstsalaten drängten sich in den Bus. So nervig wie das auch manchmal ist, wenn man Hunger hat ist es auf alle Fälle ganz praktisch. Ich gönnte mir einen großen Obstsalat mit Melone, Ananas, Weintrauben und Mango für 1 USD.
Ankunft in Cuenca
In Cuenca am Busbahnhof angekommen, wollte ich anfangs den Weg zu meinem Airbnb zu Fuß zurück legen, überlegte mir das aber dann ziemlich schnell anders. Mein Rucksack wurde in den letzten Wochen gefühlt - bzw wahrscheinlich sogar in der Realität - immer schwerer, somit gönnte ich mir den Luxus eines Taxis für 2 USD.
Meine Airbnb Unterkunft war das Privathaus einer ecuadorianischen Familie. Diese Entscheidung erwies sich als Glücksgriff. Gleich bei meiner Ankunft wurde ich von meiner Gastgeberin Miriam mit einer herzlichen Umarmung empfangen. Ihre Tochter drückte mir einen Tasse Tee in die Hand und sie meinten ich sollte mich wie zu Hause fühlen. Wenig später servierten sie mir sogar noch ein leckeres Abendessen.
Ich beschloss noch einen kurzen Abendspaziergang durch die hübschen kopfsteingepflasterten Straßen Cuencas zu machen. Es handelt sich hierbei übrigens um die drittgrößte Stadt Ecuadors, die bekannt für ihre koloniale Altstadt ist. 1999 wurde sie zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Die Stadt hat auf alle Fälle ihren Charme.
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Cuenca |
Wandern im Cajas-Nationalpark
Am Dienstag machte ich mich gleich frühmorgens auf in Richtung Cajas-Nationalpark. Dort gibt es etliche Wanderwege, die großteils auf über 4.000 m Seehöhe liegen. Der Nationalpark liegt 30 km von Cuenca entfern und zählt über 270 Seen und Lagunen. Zudem ist er bekannt für seine nebligen Hochlandwiesen und bizarren Felsformationen, die der Landschaft eine fast mystische Atmosphäre verleihen.
Miriam meinte, dass ich mit einem der Stadtbusse für 30 Cent zum Haupt-Busterminal kommen könnte. Ich stieg in einen der Busse ein und wollte dem Busfahrer den Fahrpreis bezahlen. Dieser schenkte mir nicht wirklich Beachtung und wirkte relativ mürrisch. Ich beobachtete, dass die anderen Fahrgäste eine spezielle Buskarte hatten. Da ich nicht unbedingt schwarz fahren wollte gelang es mir schließlich einen Passagier zu überreden mir seine Karte zu leihen, um sie an das Entwertungsgerät zu halten. Natürlich gab ich ihm dafür die 30 Cent Fahrpreis in bar.
Am Busterminal kann man dann eigentlich jeden Fernbus nehmen, der in Richtung Guayaquil fährt, da diese alle durch den Nationalpark fahren. Die einstündige Fahrt kostete mich 3 USD. Nachdem der Bus die Stadt hinter sich ließ, ging es steile Straßen nach oben in eine karge Hochlandschaft.
Als ich aus dem Bus ausgestiegen war, musste ich feststellen, dass es hier auf über 4.000m schon um einiges kälter war als in Cuenca. Und vor allem, dass auch die Luft recht dünn ist. Ich hatte mir eine recht lange Route ausgesucht, die mich den restlichen Tag beschäftigen sollte. Es waren ein paar wenige andere Wanderer vor Ort, die aber augenscheinlich alle kürzere Routen ins Auge gefasst haben. Somit sah ich fast den ganzen Tag nicht wirklich andere Leute. Wer mich kennt, weiß natürlich, dass ich selten bei einem See vorbeikomme ohne hineinzuspringen. Es war auf alle Fälle ein ordentlicher Frischekick auf dieser Höhe ;)
Als es Zeit für den Rückweg wurde, verließ ich mich dabei auf Maps.me, meine sonst meist zuverlässige Navigations-App. Doch diesmal führte sie mich auf einen nicht mehr existierenden bzw sogar gesperrten Weg. Umdrehen war keine Option, da es schon spät war. Der Weg wurde immer unwegsamer und unübersichtlicher. Doch dann – mitten im Nirgendwo – traf ich auf tatsächlich auf eine deutsche Familie, die genau das gleiche Problem hatte! Gemeinsam kämpften wir uns durch Gestrüpp, sumpfige Wiesen, über Zäune und steinige Abhänge, bis wir endlich die Straße erreichten. Dort kann man dann im Prinzip jeden vorbeifahrenden Bus Richtung Cuenca anhalten und mitfahren. Wir hatten Glück und bereits nach wenigen Minuten sammelte uns einer ein.
Als ich am Abend wieder in meiner Unterkunft ankam, klopfte es an meiner Zimmertüre. Die liebe Miriam stand mit einer dampfenden Schüssel Linsensuppe davor und reichte mir diese mit einem breiten Lächeln. Unglaublich wie man hier verwöhnt wird!
Tag 2 im Cajas-Nationalpark: Sonnenschein, Freestyle-Wandern und ein Schlammbad
Vom Gipfel aus beschloss ich einfach querfeldein weiterzugehen. Die Hochland-Vegetation machte das Vorankommen unbedingt leicht – manchmal versank ich bis zu den Knöcheln im feuchten Moos oder musste ich mich durch hohe Gräser kämpfen. Irgendwann kam die Sonne heraus. Der Nationalpark ist für sein raues, nebliges Klima bekannt, von daher war es natürlich ein Riesenglück einen strahlend blauen Himmel über mir zu haben.
Nach einigen Stunden des ziellosen Wanderns kam ich zurück zu einem Weg. Kurz darauf entdeckte ich den perfekten See für eine Abkühlung - dachte ich jedenfalls. Also raus aus den Klamotten und rein in das kühle Nass. Womit ich nicht rechnete war, dass der scheinbare Seegrund nicht fest war. Es handelte sich um einen etwa 50 Zentimeter tiefen Schlammboden. Kaum hatte ich einen Fuß aufgesetzt, versank ich bis zum Knie in der schlammigen Masse - kein sonderlich angenehmes Gefühl. Zum Glück kann ich in solchen Situation gut über mich selbst lachen. Als ich aus dem Wasser kam, war ich jedenfalls nicht sauberer als zuvor *lach*.
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Was wie ein idyllischer See aussieht, entpuppte sich als Schlammbad ;) |
Am Donnerstag Morgen musste mich mich von Miriam und ihrer herzlichen Familie wieder verabschieden. Schön langsam muss ich wieder zurück in Richtung Hauptstadt reisen. In bereits fünf Tagen ist nämlich schon mein Heimflug. Davor möchte ich noch einen Zwischenstopp in Riobamba für ein paar Tage machen. Die sechsstündige Busfahrt dorthin kostete mich 10 USD.
Eure Michi :)