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Donnerstag, 13. März 2025

Cuenca - Kolonialer Charme und der atemberaubende Cajas Nationalpark

By On März 13, 2025

 

Cuenca, Ecuador


Von Baños nach Cuenca

Um 8:45 Uhr startete der Bus von Baños nach Cuenca. Laut der Ticketverkäuferin sollte es eine 6-stündige Fahrt werden. Daraus wurden - wie mir eigentlich schon klar war - acht Stunden. Es ging durch eine beeindruckende Andenlandschaft hinauf auf etwa 4.000m Seehöhe. Wir durchquerten einige kleine Bergdörfer, wo man indigene Frauen in ihren bunten Kleidern an den Marktständen beobachten konnte. Wir stoppten mehrmals  und Verkäufer mit Nüssen oder Obstsalaten drängten sich in den Bus. So nervig wie das auch manchmal ist, wenn man Hunger hat ist es auf alle Fälle ganz praktisch. Ich gönnte mir einen großen Obstsalat mit Melone, Ananas, Weintrauben und Mango für 1 USD. 


Ankunft in Cuenca

In Cuenca am Busbahnhof angekommen, wollte ich anfangs den Weg zu meinem Airbnb zu Fuß zurück legen, überlegte mir das aber dann ziemlich schnell anders. Mein Rucksack wurde in den letzten Wochen gefühlt - bzw wahrscheinlich sogar in der Realität - immer schwerer, somit gönnte ich mir den Luxus eines Taxis für 2 USD. 


Meine Airbnb Unterkunft war das Privathaus einer ecuadorianischen Familie. Diese Entscheidung erwies sich als Glücksgriff. Gleich bei meiner Ankunft wurde ich von meiner Gastgeberin Miriam mit einer herzlichen Umarmung empfangen. Ihre Tochter drückte mir einen Tasse Tee in die Hand und sie meinten ich sollte mich wie zu Hause fühlen. Wenig später servierten sie mir sogar noch ein leckeres Abendessen. 


Ich beschloss noch einen kurzen Abendspaziergang durch die hübschen kopfsteingepflasterten Straßen Cuencas zu machen. Es handelt sich hierbei übrigens um die drittgrößte Stadt Ecuadors, die bekannt für ihre koloniale Altstadt ist. 1999 wurde sie zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Die Stadt hat auf alle Fälle ihren Charme. 


Cuenca


Wandern im Cajas-Nationalpark

Am Dienstag machte ich mich gleich frühmorgens auf in Richtung Cajas-Nationalpark. Dort gibt es etliche Wanderwege, die großteils auf über 4.000 m Seehöhe liegen. Der Nationalpark liegt 30 km von Cuenca entfern und zählt über 270 Seen und Lagunen. Zudem ist er bekannt für seine nebligen Hochlandwiesen und bizarren Felsformationen, die der Landschaft eine fast mystische Atmosphäre verleihen. 


Miriam  meinte, dass ich mit einem der Stadtbusse für 30 Cent zum  Haupt-Busterminal kommen könnte. Ich stieg in einen der Busse ein und wollte dem Busfahrer den Fahrpreis bezahlen. Dieser schenkte mir nicht wirklich Beachtung und wirkte relativ mürrisch. Ich beobachtete, dass die anderen Fahrgäste eine spezielle Buskarte hatten. Da ich nicht unbedingt schwarz fahren wollte gelang es mir schließlich einen Passagier zu überreden mir seine Karte zu leihen, um sie an das Entwertungsgerät zu halten. Natürlich gab ich ihm dafür die 30 Cent Fahrpreis in bar. 


Am Busterminal kann man dann eigentlich jeden Fernbus nehmen, der in Richtung Guayaquil fährt, da diese alle durch den Nationalpark fahren. Die einstündige Fahrt kostete mich 3 USD. Nachdem der Bus die Stadt hinter sich ließ, ging es steile Straßen nach oben in eine karge Hochlandschaft. 


Als ich aus dem Bus ausgestiegen war, musste ich feststellen, dass es hier auf über 4.000m schon um einiges kälter war als in Cuenca. Und vor allem, dass auch die Luft recht dünn ist. Ich hatte mir eine recht lange Route ausgesucht, die mich den restlichen Tag beschäftigen sollte. Es waren ein paar wenige andere Wanderer vor Ort, die aber augenscheinlich alle kürzere Routen ins Auge gefasst haben. Somit sah ich fast den ganzen Tag nicht wirklich andere Leute. Wer mich kennt, weiß natürlich, dass ich selten bei einem See vorbeikomme ohne hineinzuspringen. Es war auf alle Fälle ein ordentlicher Frischekick auf dieser Höhe ;)




Als es Zeit für den Rückweg wurde, verließ ich mich dabei auf Maps.me, meine sonst meist zuverlässige Navigations-App. Doch diesmal führte sie mich auf einen nicht mehr existierenden bzw sogar gesperrten Weg. Umdrehen war keine Option, da es schon spät war. Der Weg wurde immer unwegsamer und unübersichtlicher. Doch dann – mitten im Nirgendwo – traf ich auf tatsächlich auf eine deutsche Familie, die genau das gleiche Problem hatte! Gemeinsam kämpften wir uns durch Gestrüpp, sumpfige Wiesen, über Zäune und steinige Abhänge, bis wir endlich die Straße erreichten. Dort kann man dann im Prinzip jeden vorbeifahrenden Bus Richtung Cuenca anhalten und mitfahren. Wir hatten Glück und bereits nach wenigen Minuten sammelte uns einer ein. 


Als ich am Abend wieder in meiner Unterkunft ankam, klopfte es an meiner Zimmertüre. Die liebe Miriam stand mit einer dampfenden Schüssel Linsensuppe davor und reichte mir diese mit einem breiten Lächeln. Unglaublich wie man hier verwöhnt wird!


Tag 2 im Cajas-Nationalpark: Sonnenschein, Freestyle-Wandern und ein Schlammbad

Da mich der Cajas-Nationalpark so begeistert hat, beschloss ich am Mittwoch gleich nochmal dorthin zu fahren. Diesmal habe ich mir eine andere Route herausgesucht. Doch schon nach wenigen Gehminuten warf ich alle Pläne über Bord, da ich andere, spannendere Trails fand. Irgendwann stand ich dann am Cerro de Cajas, ein kleiner Gipfel auf etwa 4.300 m Seehöhe mit einer hammer Aussicht. 





Vom Gipfel aus beschloss ich einfach querfeldein weiterzugehen. Die Hochland-Vegetation machte das Vorankommen unbedingt leicht – manchmal versank ich bis zu den Knöcheln im feuchten Moos oder musste ich mich durch hohe Gräser kämpfen. Irgendwann kam die Sonne heraus. Der Nationalpark ist für sein raues, nebliges Klima bekannt, von daher war es natürlich ein Riesenglück einen strahlend blauen Himmel über mir zu haben. 




Nach einigen Stunden des ziellosen Wanderns kam ich zurück zu einem Weg. Kurz darauf entdeckte ich den perfekten See für eine Abkühlung - dachte ich jedenfalls. Also raus aus den Klamotten und rein in das kühle Nass. Womit ich nicht rechnete war, dass der scheinbare Seegrund nicht fest war. Es handelte sich um einen etwa 50 Zentimeter tiefen Schlammboden. Kaum hatte ich einen Fuß aufgesetzt, versank ich bis zum Knie in der schlammigen Masse - kein sonderlich angenehmes Gefühl. Zum Glück kann ich in solchen Situation gut über mich selbst lachen. Als ich aus dem Wasser kam, war ich jedenfalls nicht sauberer als zuvor *lach*. 


Was wie ein idyllischer See aussieht, entpuppte sich als Schlammbad ;)


Am Donnerstag Morgen musste mich mich von Miriam und ihrer herzlichen Familie wieder verabschieden. Schön langsam muss ich wieder zurück in Richtung Hauptstadt reisen. In bereits fünf Tagen ist nämlich schon mein Heimflug. Davor möchte ich noch einen Zwischenstopp in Riobamba für ein paar Tage machen. Die sechsstündige Busfahrt dorthin kostete mich 10 USD. 


Eure Michi :)



=> Hier findest du noch mehr Fotos vom Cajas Nationalpark <=






Sonntag, 9. März 2025

Von Tena nach Baños: Karneval, Wasserfälle und unerwartete Begegnungen

By On März 09, 2025

 

Baños, Ecuador


Zurück in Tena

Am Dienstag bin ich also wieder nach Tena gereist – zurück in das Hostel "Limoncocha", in dem ich schon vor einer Woche war. Ich hatte nun noch einmal drei Nächte dort gebucht. 


In Tena angekommen, wollte ich mir die Beine etwas vertreten. Was ich jedoch nicht bedacht hatte: Es war der letzte Tag des Karnevals! Kaum habe ich das Hostel verlassen, befand ich mich mitten in einer riesigen Schlacht aus Wasser, Schaum und Farbe. Überall standen Menschengruppen mit Wasserkübeln, Spraydosen und sogar mit Eiern und Mehl bewaffnet und boten sich regelrechte Schlachten damit. Je nach Alkoholisierungsgrad kann das manchmal ganz schön ausarten. Einmal konnte ich gerade noch einem Ei ausweichen. Doch zu früh gefreut: Kurz bevor ich das Hostel erreichte, kippte mir jemand einen ganzen Eimer Farbwasser über den Kopf. 


Ausflug zur Laguna Azul 

Nach diesem turbulenten Karnevalstag wollte ich am Mittwoch etwas Ruhe in der Natur genießen. Ich machte ich mich auf den Weg zur Laguna Azul. Man hat mir gesagt, dass es dort super idyllisch sei und es noch dazu jede Menge Bademöglichkeiten gibt - ganz nach meinem Geschmack!

Ich nahm den Bus um 12:30 Uhr, die Fahrt dauerte eine Stunde und kostete 1,50 USD. Am Eingang zur Laguna Azul war eine Eintrittsgebühr von 3 USD fällig. Schien also eine Touristenattraktion zu sein bzw. gewesen zu sein. Von anderen Touristen war nämlich nicht die geringste Spur. 


Bei der Laguna Azul handelt es sich um eine wunderschöne Lagune inmitten des tropischen Regenwaldes. Es gibt mehrere natürliche Becken, die zu einer Abkühlung einladen. Daneben gibt es noch einige Wanderwege.


Laguna Azul bei Tena


Irgendwann kam ich an ein Schild: "Dieser Weg ist nur mit Guide erlaubt". Das klang spannend! Der Weg begann ganz entspannt, entwickelte sich dann aber zu einer richtigen Dschungel-Expedition. Der Pfad wurde immer schmaler, das Dickicht dichter, und der Boden schlammiger. Teilweise versank ich bis zu den Waden im Matsch. Dass ich mit Sandalen unterwegs war, war zum einen natürlich ein Vorteil, denn so ließ sich der Schlamm leichter abwaschen, aber ich machte mir Sorgen, was da so alles kreuchen und fleuchen könnte im Gestrüpp. Der Weg sollte zu einem Wasserfall führen. Doch irgendwann war er so überwuchert, dass ein Weiterkommen unmöglich war. Ich musste wohl oder übel umkehren. Insgesamt war ich bestimmt drei Stunden auf diesem "Weg" unterwegs, ohne letztendlich an ein Ziel zu kommen. Aber wie heißt es so schön? Der Weg ist das Ziel!


Als ich wieder beim Eingang zur Laguna Azul zurück kam, hatte ich einen Bärenhunger. Ich war überglücklich, als ich eine Frau entdeckte, die vor einem Grill stand. Als ich sie fragte, was sie so im Angebot hätte, antwortete sie "Maito de Tilapia".  Das ließ mein Herz natürlich gleich höher schlagen. Es handelt sich hierbei nämlich um das traditionelle Gericht der indigenen Völker im Amazonasgebiet Ecuadors: Fisch eingewickelt in ein Bijao-Blatt und über offenem Feuer gegart. Dazu Salat und Yuca - köstlich! Um 17:30 Uhr fuhr ich mit dem Bus zurück nach Tena. Man sollte sich im Vorhinein unbedingt über die Abfahrtszeiten informieren, denn die Busse fahren nur 2-3 mal pro Tag.


Ein entspannter Donnerstag 

Der Donnerstag stand ganz im Zeichen der Entspannung. Ich spazierte in das Naturreservat in Tena und besuchte dort meinen Freund den Tapir. Ich finde diese Tiere unglaublich faszinierend. Sie sehen ein bisschen aus wie eine Mischung aus Schwein und Elefant, sind aber tatsächlich mit Pferden verwandt. 



Der Tapir hat auch diesmal wieder beschlossen mich zu verfolgen. Da wir uns nun aber bereits kennen, war ich nicht mehr so panisch wie beim ersten Mal *lach*


Weiter geht's nach Baños

Am nächsten Tag ging die Reise weiter nach Baños de Agua Santa – oder einfach Baños. Das hübsche Örtchen ist umgeben von üppigem Grün und jeder Menge Wasserfällen und Schluchten. Die dreistündige Busfahrt (6 USD) war schon ein Erlebnis für sich, vorbei an tosenden Flüssen und tiefen Schluchten. In Baños angekommen, traf ich mich wieder mit Gerald - einem alten Bekannten - um gemeinsam ein paar Wanderungen zu machen. Doch vorher gab es noch ein typisch ecuadorianisches Almuerzo (=Mittagsmenü), welches hier im Land fast überall sehr günstig angeboten wird. Für nur 3,25  USD bekamen wir eine leckere Shrimpssuppe, als Hauptgericht einen Meeresfrüchtereis und dazu frischen Saft.  

Gestärkt machten wir uns auf den Weg zu einigen Wasserfällen, darunter auch die 7 Cascadas. Natürlich durfte ein erfrischendes Bad nicht fehlen.


Siete Cascadas: Das wir war unser Badeplatz ;)


Eine unerwartete Begegnung

Als ich am Samstagvormittag durch das Ortszentrum von Baños spazierte, legte plötzlich jemand hinter mir mit dem Fahrrad eine Vollbremsung hin und rief: "Austria?!" Als ich mich umdrehte konnte ich es kaum glauben: Es war Alex. Er war mein Couchsurfing-Gastgeber, als ich vor acht Jahren schon einmal hier war. Es war ein schönes Wiedersehen und wir beschlossen gleich eine kleine gemeinsame Wanderung zu machen, begleitet von seiner Hündin.  


& noch mehr Wasserfälle 

Am Sonntag startete ich gleich am Morgen zu einer weiteren Erkundungstour. Das Wetter war perfekt: blauer Himmel und Sonnenschein. Ich hatte keine genau Route im Kopf, sondern wanderte einfach drauf los. Irgendwann kam ich zu den Wasserfällen Cascadas de Illuchi. Es ist wirklich interessant, denn hier war ich wieder einmal mutterseelenallein unterwegs, während sich im Zentrum von Baños Unmengen von einheimischen Touristen tummeln. Aber die bevorzugen eher Ausflugsziele, die mit dem Auto erreichbar sind . 



Cascadas de Illuci


Im Endeffekt war ich den ganzen Tag unterwegs und habe viele super schöne Fleckchen entdeckt. 


Blick auf den schneebedeckten Tungurahua mit seinen 5.023m 


Die tiefen Schluchten von Baños


Morgen, am Montag, geht es weiter nach Cuenca. Das wird wohl wieder eine längere Busfahrt werden. Ich kann es kaum glauben, dass mir nur noch acht Reisetage in Ecuador bleiben, dann geht es schon wieder zurück nach Hause. 


Hasta luego!


Eure Michi :)




=> Hier findest du noch mehr Fotos von Tena <=






Mittwoch, 5. März 2025

Das Leben auf einer Kakaofarm im Amazonasgebiet Ecuadors

By On März 05, 2025

 

Ahuano, Ecuador

Von Misahuallí zur Kakaofarm

Der letzte Mittwoch begann grau und nass. Ich wartete in meiner Unterkunft in Misahuallí noch bis Mittag, bis der ärgste Regen vorüber war. Dann machte ich mich auf in Richtung Kakaofarm, wo ich die nächsten Tage gegen Kost und Logis arbeiten werde. Zuerst musste ich zu Fuß zum Strand von Misahuallí. Dort am Flussufer des Rio Napo stehen immer einige motorisierte Kanus parat. Für 50 Cent bringen sie einen auf die andere Seite des Flusses. Dort angekommen, stand ich vor der Wahl: eine halbe Stunde laufen und dann den Bus nehmen oder direkt ein Taxi. Da es noch immer leicht regnete und die Wege super matschig waren, entschied ich mich für die bequemere Variante. Für 8 Dollar brachte mich der Taxifahrer nach Punta de Ahuano. Hier musste ich mir nochmals ein Kanu suchen. Die Kakaofarm liegt nämlich auf einer Art Insel zwischen zwei Flüssen und ist somit nur über den Wasserweg erreichbar. 


Angekommen im Dschungel

Bereits als ich die ersten Schritte auf die Kakaofarm setzte war mir klar: Dieser Ort ist etwas ganz Besonderes - so abgeschieden und umgeben von diesem dichtem Dschungel. Neben den Kakaobäumen wachsen hier noch Orangen-, Litschi-, Papaya-, Guaven- und Zimt-Bäume. Zudem Bananenstauden, hohe Palmen und noch vieles, vieles mehr. 


Kakaofrüchte

Auf der Kakaofarm "Isla Cacao Wasi" in der Nähe von Ahuano verbringe ich eine Woche


Cäsar und Magdalena, die Inhaber der Farm, kamen mir entgegen. Sie gehören dem Kichwa-Stamm an und waren mir vom ersten Moment an sehr sympathisch. Die beiden sind schon fast 70 Jahre alt, was man ihnen aber nicht wirklich ansieht. Der gesunde und stressfreie Lebensstil hier hat wahrscheinlich viel dazu beigetragen. Gemeinsam mit ihren zwei jüngsten Töchtern Anna und Selly wohnen sie hier. 


Das Herz der Farm ist eine Holzhütte mit Grasdach auf Stelzen – einfach, aber gemütlich. Es gibt Strom, aber kein fließendes Wasser. Um sich zu waschen nutzt man das Regenwasser, das in Tonnen gesammelt wird oder man geht zum Fluss. Zur Zeit  ist das Flusswasser aber ziemlich trüb und schlammig wegen des Regens. Meine Arbeit sollte es sein bei der Kakao-Ernte zu helfen. Zudem empfangen sie immer wieder Touristengruppen, die Führungen über die Kakaoverarbeitung erhalten. Falls diese kein Spanisch sprechen wäre es meine Aufgabe zu übersetzen. 


Der "Küchenherd"


Der Kakaoprozess

Ich habe meine erste Nacht im Dschungel super gut geschlafen mit all den Urwaldgeräuschen um mich herum. Gleich am Morgen zeigte mir Cäsar wie die Kakaobohnen verarbeitet werden. Zuerst werden die reifen Kakaofrüchte geerntet. Je nach Sorte sind die reifen Früchte gelb, orange oder rot. Mithilfe einer Machete wird die harte Schale der Frucht geöffnet. Darin befinden sich die Kakaobohnen, umhüllt von einer weißen, saftigen Pulpa. Diese Pulpa kann man roh essen und schmeckt überraschend süß und fruchtig. Im nächsten Schritt werden die Bohnen samt der Pulpa auf einen Haufen gelegt und mit Bananenblättern bedeckt. Hier beginnt die Fermentation. Während der nächsten Tage entwickeln sich durch Mikroorganismen die ersten Aromen, die später den typischen Schokoladengeschmack ausmachen. 


Die Kakaofrüchte wachsen direkt am Stamm des Kakaobaums

Eine geöffnete Kakaofrucht. Hier sieht man die weiße Pulpa, welche die Kakaobohnen umhüllt


Die Fermentation dauert etwa 3–7 Tage, dabei wird die Pulpa von  Mikroorganismen zersetzt. Danach werden die Bohnen für 5–10 Tage auf Holztischen getrocknet. Sie müssen regelmäßig gewendet werden, damit sie gleichmäßig trocknen und kein Schimmel entsteht. 


Hier werden die Kakaobohnen auf einem Holztisch getrocknet


Nach der Trocknung werden die Bohnen normalerweise geröstet. Dabei entstehen die intensiven schokoladigen Noten. Man kann die Kakaobohnen aber auch schon ungeröstet naschen! Sie schmecken bereits erstaunlich nach Schokolade, haben aber noch eine leicht fruchtige Note. Die Farm arbeitet übrigens komplett biologisch, es werden also keine Pestizide oder künstlichen Düngemittel eingesetzt. Die gerösteten Bohnen kann man dann leicht schälen und weiterverarbeiten. 


Frisch zubereitete Schokolade mit Zimtblättern 


Magdalena zeigte mir dann noch wie sie leckere Kakaogranola herstellt. Dafür werden die Kakaobohnen zu kleinen Nibs gehackt und in einer Pfanne mit Panela, dem unraffinierten Zucker aus Zuckerrohr, karamellisiert. Wir streuten die warme Kakao-Granola über eine Banane. Ein absoluter Traum!


Hier sieht man die gerösteten, geschälten Kakaobohnen, die dann weiter zu Kakao-Nibs verarbeitet werden

Hier wird Kakaopulver hergestellt


Kakaobohnen ernten und die gefährliche Kugelameise

Später ging ich mit Cesar auf die Plantage, um Kakaobohnen zu ernten. Er zeigte mir, wie man reife Früchte erkennt: Sie sind nicht nur farblich anders als unreife, sondern klingen auch hohler, wenn man leicht dagegen klopft. 


Am Fuße eines großen Baumes zeigte er mir etwas, das mich sehr faszinierte: die Kugelameise. Sie gehört zu den furchterregendsten Insekten der Welt – ihr Stich verursacht den wohl schlimmsten Schmerz, den ein Insekt auslösen kann. Der Schmerz hält 12–24 Stunden an und wird oft mit einem Pistolenschuss verglichen!

Diese Ameise ist nicht nur schmerzhaft, sondern auch riesig – bis zu 4 cm lang – und lebt meist an der Basis von Bäumen. Sie ist bekanntlich sehr aggressiv. Das hielt Cäsar jedoch nicht davon ab mit einem Stock gegen ihr Zuhause zu klopfen. Sofort kamen einige dieser Riesenameisen herausgeschossen. 


Dieser Blaukehlguan kommt regelmäßig vorbei um nach Bananen zu betteln ;)


Eine Kichwa-Kindergeburtstagsfeier

Dieser Tag bzw Abend hatte noch eine weitere Überraschung für mich parat: Wir waren zu einer Kindergeburtstagsfeier eingeladen. Eine Enkelin von Cäsar und Magdalena wurde nämlich 6 Jahre alt. Das klang natürlich ganz "nett". Es hieß wir sollten um 17 Uhr dort sein. Letztendlich kamen wir gegen 20 Uhr an. Die ersten zwei Stunden auf der Feier passierte nicht viel. Wir waren vielleicht 20 Leute, die Hälfte davon Kinder. Die Geburtstagstorte stand auf einem Tisch in der Mitte, wurde aber nicht angerührt. Um 22 Uhr wurde Essen aufgetischt - und zwar ein richtiges Festmahl! Dafür wurden mehrere Hühner geschlachtet und die Kindesmutter stand scheinbar den ganzen Tag in der Küche um all die Köstlichkeiten zuzubereiten. Als Nachspeise gab es die Geburtstagstorte. Nach dieser Völlerei war ich ziemlich satt und müde und freute mich insgeheim schon aufs Bett. Doch zu früh gefreut! Nun ging es erst richtig los! Es wurde Bier hereingeschleppt – und zwar in rauen Mengen. Das Ganze lief dann folgendermaßen ab:

  • Eine Person öffnete eine Bierflasche. Und zwar keine kleine, sondern eine 1-Liter-Flasche!
  • Mit einem Becher bewaffnet machte sie nun die Runde und füllte diesen jeweils halbvoll und jeder musste ihn auf Ex austrinken. 
  • Danach war der Nächste dran. 
  • Irgendwann ging es immer schneller und mehrere Leute machten gleichzeitig ihre "Bier-Ausschenk-Runde"

Und so wiederholte sich das Spiel – Runde für Runde, Flasche für Flasche. Und das war erst der Anfang. Es wurden stetig weitere Bierkisten hereingeschleppt. Die Musik wurde immer lauter, was durch die schlechten Musikboxen nicht unbedingt ein Hochgenuss war. Gegen 2 Uhr morgens war ich dann ziemlich erledigt. Man bot mir das Bett der Kinder der Gastgeber an, was ich dankend annahm. An Schlafen war natürlich keineswegs zu denken, denn die Musik war so laut, dass die dünnen Holzwände nur so vibrierten. Um 6 Uhr morgens staunte ich nicht schlecht, als sich die Kinder - die natürlich so gut wie nichts geschlafen haben - ihre Schuluniformen anzogen, die Zähne putzten und dann tatsächlich zur Schule marschierten. Ihre Eltern waren mittlerweile so sturzbetrunken, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnten und nur noch lallten. 


Ich beschloss einen kleinen Spaziergang zu machen, denn es schien weiterhin kein Ende in Sicht. Am Flussufer brachte mich ein netter Herr mit dem Kanu zurück zur Kakaofarm. Herrlich diese Ruhe! Irgendwann am Nachmittag kamen Cäsar und Magdalena vor der "Kindergeburtstagsfeier" zurück. Sie waren klatschnass, da sie spontan noch beschlossen haben mit ihren Kleidern in den Fluss zu springen. Denn restlichen Tag waren sie - wenig überraschend - etwas "kränklich" aber glücklich. In Sachen feiern können wir von den Kichwas auf alle Fälle noch einiges lernen. Ich wurde später darüber aufgeklärt, dass Geburtstage hier immer so verlaufen. Meist sogar noch wilder. Manchmal geht die Feier über mehrere Tage. Da ich es nun mit eigenen Augen gesehen habe, glaubte ich ihnen das natürlich aufs Wort. Unglaublich was hier im tiefen Amazonas-Dschungel für Feste gefeiert werden!


Regen, Regen & nochmals Regen

Der Samstagmorgen startete mit Regen. Und zwar mit tropischem Regen, also richtig sinflutartig. Innerhalb weniger Minuten verwandelten sich die Wege in kleine Bäche und vor dem Haus stand man knöcheltief im Matsch. Da das Toilettenhäuschen ein ziemliches Stück entfernt liegt, überlegte man es sich natürlich zweimal, ob man wirklich "muss". 


Cäsar eröffnete mir beim Frühstück tatsächlich, dass es heute wieder irgendwo eine Art Fest geben sollte. Ich wäre herzlich eingeladen mitzukommen. Am Nachmittag wären wir wieder zurück. Ich war irgendwie noch nicht ganz bereit für eine weiter Trink-Orgie und dass wir am Nachmittag zurück wären konnte ich auch nicht ganz glauben. Ich lehnte also dankend ab und blieb bei Magdalena und ihren Töchtern zu Hause. Wie sich später herausstellte war das genau die richtige Entscheidung. Cäsar kam nämlich erst am nächsten Tag nach dem Mittag zurück. 


Auf der Kakaofarm gibt es immer super leckeres und gesundes Essen. Fast alles kommt aus dem Garten. Hier wird "Maito" (Fisch in Blätter gewickelt) zubereitet.

Eine leckere Suppe

Kochbananen


Zimt- und Guayusabäume

In der Zwischenzeit machte ich mich mit Magdalena auf, um die Blätter des Zimtbaums zu ernten. In Europa kennt man Zimt meist nur als getrocknete Rinde in Form von Stangen oder Pulver. Hier zeigte man mir, dass auch die Blätter eine wahre Delikatesse sind. Sie duften nicht nur super lecker, sondern schmecken auch leicht süßlich. Man kann sie einfach so kauen. Selbst die Äste und die Rinde kann man knabbern, sie schmecken ebenfalls zimtig-süßlich. Der Zimtbaum wir vor allem wegen seinen heilenden Eigenschaften geschätzt. Am liebsten verarbeiten sie die getrockneten Blätter zu Tee. Nachdem wir eine gute Menge der frischen Blätter gesammelt hatten, legten wir sie also im Schatten aus, um zu trocknen. 



Danach ernteten wir noch Guayusa-Blätter, welche dann ebenfalls getrocknet wurden. Guayusa wird von den indigenen Völkern am Amazonas seit Jahrhunderten als natürlicher Wachmacher genutzt. Im Gegensatz zu Kaffee gibt Guayusa eine sanfte, langanhaltende Energie, ohne nervös zu machen. 


Hier wird Guayusa-Tee zubereitet


Die nächsten Tage verliefen ähnlich. Meist regnete es ein paar Stunden. Danach war ein ein Wolken-Sonnen-Mix. Zwischendurch kamen kleine Touristengruppen an zur Kakaoführung. Es waren aber durchwegs einheimische Touristen, also war meine Übersetzungsarbeit nicht gefragt. Ich hatte sehr viel Freizeit, welche ich meist für Dschungelspaziergänge  nutzte. Dazwischen kühlte ich mich im Fluss ab. Manchmal kamen Verwandte zu Besuch. Am liebsten verbrachte ich dann die Zeit mit den Kids. Wir spielten verstecken im Regenwald, kletterten auf Bäume und pflückten uns frische Früchte. Die Litischis haben gerade Saison und sind ein absoluter Gaumenschmaus. 


Die kleine Aurelis, welche vor ein paar Tagen Geburtstag hatte


Der Abschied

Heute, am Dienstag, ist endet meine Zeit auf der Kakaofarm schon wieder. Der Morgen begann mit einer süßen Überraschung. Magdalena servierte mir als Abschiedsgeschenk ein selbstgemachtes Schokofondue zum Frühstück. Dazu hat sie frische Schokolade zubereitet, bestehend aus Kakaomasse, Zimtblättern, Panela und Wasser. Dazu gab es aufgeschnittene Früchte und natürlich Guayusa-Tee. 

Und als wäre das nicht schon genug, schenkte sie mir noch Kakaogranola, Zimtblätter und Guayusa-Blätter. 


Schokofondue und Guayusa-Tee zum Frühstück

Eine glückliche Michi :)

Kurz vor Mittag machten Cäsar, Magdalena und ich uns auf den Weg zum Kanu, damit sie mich noch dorthin bringen konnten, wo der Bus nach Tena abfuhr. Als wir das Flussufer erreichten, bemerkte ich ein Tier neben dem Kanu sitzen. Cäsar war sofort super aufgeregt und rief Magdalena etwas auf Kichwa zu. Diese reichte ihm blitzschnell einen Holzklotz und ehe ich mich versehen konnte, hatte er das Tier erschlagen. Es handelte sich um ein Agouti - ein Tier welches zur Familie der Meerschweinchen gehört, aber um einiges größer ist. Cäsar und Magdalena erklärten mir, dass Agoutis ein super leckeres Fleisch haben und es schade ist, dass ich zum Abendessen nicht mehr da bin, wenn sie das Tier dann verspeisen wollen. 


Ein Agouti sitzt neben dem Kanu. Es war müde, da es gerade im Fluss geschwommen ist. 

Überglücklich präsentiert Cäsar das heutige Abendessen.


Nach dieser spontanen Jagdaktion fuhren wir mit den Kanu los und sie setzten mich dann beim Bus ab. Der Abschied war natürlich traurig, aber die Zeit auf der Kakaofarm im Dschungel werde ich bestimmt nicht so schnell vergessen. Vor allem die herzliche Gastfreundschaft und die tiefe Verbundenheit mit der Natur haben einen bleibenden Eindruck beim mir hinterlassen. 


Nun werde ich nochmals drei Tage in Tena verbringen, da mir das kleine Städtchen ganz gut gefallen hat. Danach geht es vermutlich weiter nach Baños. 


Hasta luego!


Eure Michi :)



=> Hier findest du noch mehr Fotos von Ahuano und der Kakaofarm <=




Mittwoch, 26. Februar 2025

Von den Anden in das Amazonasgebiet: Apfelstrudel, Erdbeben und meine erste Tapir-Begegnung

By On Februar 26, 2025

 

Misahuallí, Ecuador


Pinke Bananen


Zurück nach Quito

Am Freitag ging es für mich wieder zurück in Richtung Quito – diesmal mit dem Bus. Zuerst musste ich vom Lago San Pablo einen Bus zum großen Kreisverkehr nehmen, von wo aus ich dann einen weiteren Anschlussbus nach Pifo finden sollte. Zum Glück sind die Einheimischen durchwegs sehr hilfsbereit wenn man nach dem Weg fragt. Beim Warten lernte ich eine super süße indigene Omi kennen mit der ich dann auch die ganze Reise bis nach Pifo gemeinsam zurückgelegt habe. Wir tauschten Telefonnummern aus und ich teilte meine Busjause mit ihr, worüber sie sich sehr freute. Wenn ich das nächste Mal zum Lago San Pablo komme, sollte ich mich unbedingt melden bei ihr. Sie hätte ein Zimmer für mich frei und würde gerne etwas Leckeres für mich kochen. 


Von Pifo aus nahm ich dann ein Uber zu Gerald nach Hause in Lumbisí, wo ich für eine Nacht quasi "Couchsurfen" durfte. Zur Begrüßung überraschte er mich mit Wiener Schnitzel und Apfelstrudel! Sein Vater war tatsächlich Deutscher und noch dazu Koch – daher hat er einige großartige Rezepte auf Lager. Es war auf alle Fälle eine Wohltat.


Hausgemachter Apfelstrudel :)


Auf ins Amazonasgebiet

Da auch Gerald in Richtung Amazonas reisen musste, starteten wir am nächsten Tag die Reise gemeinsam in seinem Auto und teilten uns das Spritgeld. Es ist wirklich unglaublich, wie schnell sich die Landschaft in Ecuador verändert: Innerhalb von nur drei Stunden gelangten wir vom Hochland in den Regenwald. 


Während der Fahrt lernte ich bereits einige einheimische Spezialitäten kennen. Zum Beispiel Guayusa. Dabei handelt es sich um eine traditionelle Pflanze, die von indigenen Völkern des Amazonasgebiets seit Jahrhunderten genutzt wird. Die Blätter enthalten eine hohe Konzentration an Koffein und Antioxidantien, weshalb daraus ein anregender Tee gebraut wird. Anders als Kaffee sorgt Guayusa für eine sanfte, langanhaltende Wachheit, ohne Nervosität auszulösen. Außerdem soll er das Bewusstsein schärfen und wird oft von Jägern getrunken, um wach und konzentriert zu bleiben. Wenn man in einheimischen Restaurants etwas zu essen bestellt bekommt man meistens eine Karaffe mit kaltem Guayusa-Tee und Zitrone dazu. 


Zu Mittag hielten wir an einem kleinen Restaurant, wo wir ein traditionelles Gericht aus der Amazonas-Region probierten: Maito. Dabei wird frischer Fisch, oft Tilapia, in große Bijao-Blätter eingewickelt und über offenem Feuer oder auf heißen Kohlen gegart. Die Bijao-Blätter sorgen dafür, dass der Fisch saftig bleibt und ein leicht süßliches, rauchiges Aroma erhält. Dazu gibt es meist Yuca (Maniok), Kochbananen oder Reis. Es war ein absoluter Gaumenschmaus und der Fisch zergeht im Mund fast so wie Butter. 


Mailto: Hier wird Fisch in Bijao-Blätter gewickelt und über dem Feuer zubereitet

Und fertig ist das Maito


Erdbeben!

Wir fuhren bis nach Cotundo, wo wir die Nacht verbrachten. Ein paradiesischer kleiner Ort im Dschungel. Die Geräuschkulisse ist hier absolut beeindruckend. Wir unternahmen noch eine  kleine Dschungelwanderung und badeten im Fluss. 


Meine Unterkunft in Cotundo


Ich verbrachte die Nacht in einer einfachen Holzhütte. Gegen 2 Uhr morgens wurde ich aus dem Schlaf gerissen. Die gesamte Hütte wackelte minutenlang wie verrückt. Ein Erdbeben! Die Holzwände zitterten, das Bett bebte, und für einen Moment hatte ich das Gefühl, als könnte die ganze Hütte in sich zusammenbrechen. Später fand ich heraus, dass das Epizentrum des Bebens nur 17 Kilometer entfernt lag und die Stärke 5,6 betrug – heftig genug, um mir eine ordentliche Adrenalin-Dosis zu verpassen. Doch ich blieb überraschend ruhig. Ich wusste aus Erfahrung, dass es in ein paar Minuten vorbei sein würde. Mein allererstes und bisher stärkstes Erdbeben hatte ich in Papua-Neuguinea erlebt. Trotzdem: Jedes Mal fühlt es sich an, als würde die Welt gleich untergehen. 


Tena - das Tor zum Amazonas

Am nächsten Morgen nahm ich einen Bus nach Tena (75 Cent, 45 Minuten),  wo ich die nächsten zwei Nächte verbrachte. Ich  quartierte mich im "Hostal Limoncocha" ein – für 9 USD pro Nacht im Einzelzimmer. Ein super Deal!


Tena ist eine lebendige Stadt und bekannt für üppige Natur, Flüsse und Abenteueraktivitäten. Hier trifft Moderne auf tropische Wildnis. Die Stadt ist Ausgangspunkt für Dschungeltouren, Kajakfahrten und Erkundungstouren in den Regenwald.


Tena


Die Suche nach dem Tapir

Den angefangenen Tag nutzte ich, um die kleine Stadt zu erkunden. Dabei kam ich zu auch zu dem Naturreservat Parque Amazónico La Isla. Er befindet sich auf einer Insel zwischen den Flüssen Tena und Pano. Was mich besonders reizte an diesem Ort war, dass dort scheinbar ein Tapir leben sollte. Wenn man keinen Guide möchte, ist der Eintritt kostenlos. Der Park schien seine Hochzeiten wohl schon hinter sich zu haben. Es gibt ein paar gute Wege durch den üppigen Dschungel, aber auch viele die schon völlig verwachsen waren - und die fand ich natürlich besonders spannend. Die Sanitäranlagen sind großteils nur noch Ruinen, die vom Dschungel eingenommen wurden. Leider blieb meine Suche nach dem Tapir erfolglos. Dafür sah ich jede Menge bunter Vögel und genoss die exotische Urwaldkulisse. 


Im Parque Amazónico La Isla



Da ich mich hier in einem absoluten Obst- und Gemüseparadies befinde, deckte ich mich am Heimweg in einer Frutería ordentlich ein mit Papaya, Zwiebeln, Paprika, Tomaten und Limetten. Das Ganze für nur 1,25 USD – einfach unglaublich!


Der Wasserfall Pimpillitu

Den nächsten Tag startete ich mit einer kleinen Wanderung zu einem Wasserfall namens Pimpillitu, etwa 5km außerhalb von Tena. Ich habe ihn auf der Landkarte entdeckt und beschloss auf gut Glück dorthin zu wandern. Ein paar Kinder, die ich vor Ort traf, erklärten mir wie ich zu dem Wasserfall komme. Auch hier war wohl einmal ein touristisches Projekt geplant. Es gab Sanitäranlagen am Wegesrand, die schon längst von der Natur zurückerobert wurden. Keine Menschenseele weit und breit. 



Mission Tapir - Zweiter Versuch

Die Sache mit dem Tapir ließ mir keine Ruhe. Ich beschloss also am Nachmittag nochmals in den Parque Amazónico La Isla zu gehen. Ich fragte dort einen netten Ranger, ob er den wisse, wo sich das Tier gerade aufhält. Er erklärte sich bereit mir bei der Suche zu helfen und schnappte sich sein Fernglas. Tatsächlich fanden wir das Tier bereits nach wenigen Minuten grasend am Wegesrand. Er ist um einiges größer als ich mir gedacht hatte und erinnerte mich an eine Mischung aus einem Elefanten und einem Schwein. Ich beobachtete ihn ein Weilchen, bevor ich meinen Spaziergang durch das Naturreservat fortsetzte. Als ich später an einem Tümpel vorbeikam bewegte sich etwas im schlammigen Wasser. Es war der Tapir! Als er sich schließlich aus dem Wasser erhob, kam er geradewegs auf mich zu. Ich musste sofort an die Warnung des Rangers denken. Er meinte, ich sollte mich vor dem Penis des Tieres in Acht nehmen. Tapire würden nämlich mit ihrem extrem langen und flexiblem Geschlechtsteil Urin versprühen wenn sie sich bedroht fühlen oder Dominanz zeigen wollen. So etwas würde mir gerade noch fehlen. Der Tapir kam näher und ich beschloss auf eine kleine Mauer zu steigen. Er begann meine Füße zu beschnuppern. Da musste ich natürlich sofort an die Schildkröten-Attacke auf den Galapagos-Inseln zurück denken. Das hat auch genau so gestartet. Langsam bewegte ich mich vom Tapir fort - nur keine Panik zeigen! Doch er ließ nicht locker und verfolgte mich noch ein Weilchen. Irgendwann verlor er dann zum Glück doch das Interesse. Was für eine Begegnung! Ich war überglücklich endlich meinen ersten Tapir in mehr oder weniger freier Wildbahn gesehen zu haben!


Der Tapir schien ziemlich interessiert an mir zu sein


Weiter nach Misahuallí

Heute, am Dienstag, ging meine Reise weiter nach Misahuallí, ein kleines, idyllisches Dorf am Rio Napo. Der Bus von Tena hierher kostete 90 Cent und die Fahrt dauerte weniger als eine Stunde. Kaum angekommen, spürte ich sofort die entspannte Atmosphäre dieses Ortes – der Dschungel, der Fluss, die warme, feuchte Luft. 



Ein Papagei im Supermarkt - so etwas gibt es wohl nur am Amazonas!


Der Rio Napo ist einer der wichtigsten Zuflüsse des Amazonas und fließt durch Ecuador und Peru. Er zieht sich über mehr als 1.000 Kilometer durch den Regenwald und ist eine der Lebensadern für die indigene Bevölkerung der Region. Viele kleine Dörfer und Gemeinschaften leben entlang des Flusses, und Boote sind hier oft das wichtigste Fortbewegungsmittel. Der Rio Napo ist nicht nur ein beeindruckendes Naturwunder, sondern auch ein Tor zur wilden, unberührten Schönheit des Amazonas.


Ich checkte im Hostal Albergue Español ein – für 15 US-Dollar pro Nacht. Ich habe ein eigenes Zimmer, eine Gemeinschaftsküche steht zur Verfügung, und das Beste: der Blick auf den Rio Napo


Ich startete natürlich sofort eine Erkundungswanderung, die mich ein ein kleines Nachbardörfchen führte. Die Kulisse hier ist einfach traumhaft: dichter Dschungel, exotische Geräusche, und der üppige Urwald mit seiner unglaublichen Pflanzenvielfalt. 



Den Abend lasse ich nun gemütlich ausklingen mit Ausblick auf den Fluss. Morgen geht es  weiter nach Ahuano, wo ich für eine Woche auf einer Kakao-Farm arbeiten werde. Die Farm liegt recht abgelegen in einer Kichwa-Community.  Ich freue mich riesig darauf, in das Leben hier am Amazonas noch tiefer einzutauchen. 



Hasta Luego!


Eure Michi :)




=> Hier findest du noch mehr Fotos von Misahuallí <=